piwik no script img

■ Schöner LebenWanderseele Mücke

SCHÖNER LEBEN

Wanderseele Mücke

Was ist, wenn die Reinkarnation stimmte und meine Katze wäre Marilyn Monroe? Müßte ich dann nicht besonders nett zu ihr sein, weil sie's doch so schwer hatte am Schluß? Ich glaube es ja nicht wirklich, obwohl meine Katze ein reizendes Tier ist und Fliegen quasi nur fängt, wenn sie schon tot sind oder in den Napf fallen.

Allerdings glaube ich sofort, daß alle Mücken von gestern nacht meine reinkarnierte Verwandtschaft waren, zu denen man ruhig häßlich sein darf; speziell zu Onkel Otto, der Blutsauger, der Tante Martha nur wegen ihres Geldes, also unseres, geheiratet hat. Den hab' ich sofort erledigt, um seiner Aufgabe hier auf Erden gezielt gerecht zu werden.

Der Rest der Verwandtschaft wurde natürlich der Gefahr gewahr und säuselte Süßholz hinterm Vorhang. Ihr müßt nicht mehr viel lernen, dachte ich bei mir und strich den Vorhang hübsch langsam am Fenster platt. Bloß eine ist noch entkommen, das muß Omma gewesen sein, die war immer schon zäh und dünkelhaft. Ich weckte meine Katze, trug sie ins Schlafzimmer und sagte: faß', woraufhin sie ihren Napf holte. Aber jetzt Omma, nicht blöde: zieht rasende Kreise um uns, vor allem um mich. Das muß man sich mal vorstellen: um die eigene Enkelin! Ach Omma, dachte ich, wieder nix gelernt, und holte eine Dose extra unheilvolles Paral.

Leider habe ich meine Katze und mich dabei mitvergiftet, so daß wir jetzt komischerweise auch tot sind. Aber es ist gar nicht schlimm, weil unsere Seelen schon zu wandern angefangen haben! Wir wissen noch nicht, wo's hingehen soll, aber wenn wir da sind, schreiben wir sofort. Eure Claudia

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen