piwik no script img

■ QuerspalteSchöne neue Welt

Pressesprecher haben es nicht leicht. Sie sollen ihre Firma oder Behörde in der Öffentlichkeit möglichst positiv verkaufen. Manchmal, wenn den Aktionären hohe Dividenden oder dem Volk neue Arbeitsplätze zu verkünden sind, ist das ein Kinderspiel.

Um für die Öffentlichkeitsarbeiter den Aufwand zu bündeln, wurden Pressekonferenzen erfunden. Sie verschaffen den Sprechern einen Heimvorteil, weil sie schlauen und dummen Fragen der Medien vorbereitet entgegentreten können.

Damit die Journalisten möglichst auch dann berichten, wenn es nichts mitzuteilen gibt, und dies auch noch möglichst positiv, wird versucht, die Presseleute mit events zu ködern.

Wahre Könner unter den Pressesprechern erkennt man aber erst, wenn sie etwas sagen müssen, wenn sie lieber schweigen wollen. Einige haben es dabei zu wahrer Meisterschaft gebracht, andere definieren die Welt gar völlig neu. Jüngstes Beispiel ist der Sprecher der Deutschen Telekom. Die Beteiligung seines Unternehmens am umstrittenen Investitionsbüro der deutschen Wirtschaft im südostasiatischen Folterstaat Birma diene keinesfalls dazu, um in dem geächteten Land zu investieren. Nein, man wolle nur die Lage vor Ort beobachten. Unternehmer zu Beobachtern?

Ähnlich argumentieren auch die Sprecher der Berliner Bank. Ihrer Meinung nach handele es sich genau genommen um gar kein Investitionsbüro, sondern um ein „Liason-Office“ – auf hochdeutsch: ein Verbindungsbüro. Banker zu Verbindern? Mit wem das Büro die Bank verbinden will, sagte sie leider nicht. Dafür aber, daß mit dem Büro die Hoffnung auf eine nachhaltige politische und wirtschaftliche Öffnung Birmas verbunden sei.

Wenn die deutsche Wirtschaft keine Büros mehr zum Investieren eröffnet, sondern nur noch zum Beobachten und mit Hoffnung verbinden, ist es um die deutschen Unternehmer nicht gut bestellt. Aber Pressesprecher können das sicher erklären.

Sven Hansen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen