■ Schnittplatz: Kinderkram
Leser eines gewissen Nachrichtenmagazins, heißt es, wissen mehr. Bereits der Titel des gewissen Nachrichtenmagazins verbürgt das objektive Widerspiegeln von Ereignissen, die nicht durch Subjektivität verzerrt oder manipuliert sind. Was in dem gewissen Nachrichtenmagazin steht – so das Qualität suggerierende Phantasma –, hat die Realität selbst in die Feder diktiert.
Manchmal ergibt es sich jedoch, daß das gewisse Nachrichtenmagazin die Wirklichkeit spiegelverkehrt abbildet. So heißt es im Rahmen des Jahresrückblicks auf Seite 143 der aktuellen Ausgabe unter der Überschrift „TV-Gewalt“ (CDU-Schlagwort): „Das Video ,Childs's Play 3‘ verwirrte die zehnjährigen Robert Thompson und Jon Venables aus Liverpool so, daß sie den zweijährigen James Bulger umbrachten.“ Richtig ist jedoch das Gegenteil. In dem gleichnamigen TV-Magazin des gewissen Nachrichtenmagazins vom 28.11. 1993 war der Film bereits bewußt so lange so falsch interpretiert worden, bis er als Mord- Schablone paßte. Denn nach allen verfügbaren Äußerungen der die Liverpooler Ermittlungen leitenden Beamten ist eine Parallele zwischen irgendeinem Film und der Tat auszuschließen. Je unwahrscheinlicher und absurder die Modell-Theorie also wird, desto unverfrorener ist ihre stupide Behauptung, die nun an exponierter, unkommentierter Stelle im Jahresrückblick des gewissen Nachrichtenmagazins zur blanken Tatsache verklärt wird. Das gewisse Nachrichtenmagazin ist hier gewissermaßen sein eigener „Hohlspiegel“. Manfred Riepe
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen