piwik no script img

■ SchnittplatzDie neue „Funk Uhr“ tickt wie die alte

Nicht, daß einem gleich der Champagnerkelch aus der Hand gefallen wäre, aber ein bißchen bang ums Herz wurde einem schon bei dieser Mitteilung des Axel Springer Verlages: „Mit Heft Nr. 38 vom 13. 9. präsentiert sich das Fernsehmagazin Funk Uhr gleich in mehrfacher Hinsicht neu und optimal positioniert im hartumkämpften Markt.“

Das mit dem Markt ist fraglos richtig. Das TV-Flaggschiff des Hauses (Hör zu) hat ordentlich Schlagseite, und den Billigformaten geht's auch nicht besser. Aber deshalb würden die Springers auf der Jagd nach jugendlichen Käufern aus der alten Funk Uhr doch nicht etwa noch so ein Lifestyle- Blättchen machen!? Gemach!

Obwohl einen gleich auf Seite 3 schon wieder so ein kopfloser Waschbrettbauch vorwurfsvoll angrient, ist die dazugehörige Story („Die Wahrheit über Männer“) in bewährter Funk Uhr-Manier tipptopp recherchiert: „Gehen ihm die Argumente aus, wird er grob. Dies ist ein Zeichen von Schwäche.“ Und: „41 % nehmen bei Autofahrten Klopapier mit.“ Des weiteren ein hochbrisantes Interview mit „Tagesschau“-Engelchen Eva Herman („Heiraten Sie schneller als andere?“ „Darauf antworte ich nicht.“) und bewährte Rubriken: „Schicksal“, „Kochstudio“ und „Tiere“. Auch unser allerliebstes Zuckerli, Leser machen TV-Kritik, bleibt uns erhalten. Da ärgert sich die „gelernte Fachkrankenschwester“ Steffi K., daß die „sehr interessanten Folgen“ der Sat.1- OP-Seife „Für alle Fälle Stefanie“ immer durch „unnütze Werbung unterbrochen werden“. (Da hat sie recht; im echten Krankenhaus wäre so was undenkbar!)

Kurzum, die neue Funk Uhr tickt genau wie die alte. Jetzt nur breiter, länger (23 x 29) und dicker (103 Seiten). Aber zur Nennung von Regisseuren reicht auch der neue Platz nur hie und da. Denn wie sagt Chefredakteurin Andrea Wicherek im Editorial? „Das Vertraute soll schließlich nicht verlorengehen, oder?“ Wo kämen wir da auch hin! Reinhard Lüke

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen