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■ SchnittplatzQualitätsverdacht ausgeräumt

Freizeit. Was für ein Wort! Paßt irgendwie zu allem, gerade jetzt, wo die andere Zeit knapp wird. Eine Kaufhausabteilung kann so heißen, ein Apothekenmagazin und sogar eine Zeitungsbeilage. Also hat der Chefredakteur der Berliner, Michael Maier, die dritte Stufe seiner „Operation Hauptstadtzeitung“ (nach der Großwildjagd im FAZ-Feuilleton und der kleinen Safari bei Focus und Woche) einfach „Freizeit“ genannt. Eine Beilage wie eine Mischung aus Kaufhausabteilung und Apothekenmagazin.

„Da gibt es zunächst den großen Komplex Liebe, der wichtig ist, aber allein kaum zu schaffen“, weiß Maier und verspricht, dem Thema fortan viel Raum zu widmen. Außerdem werde sich eine „Trend-Seite“ mit Dingen befassen, die gerade „in“ sind und die man kaufen (oder belächeln) kann.“ Da sieht man praktisch die ganze Redaktion vor sich, wie sie lächelt.

Wo andere Leute immer mehr Freizeit haben, müssen die Reporter der Berliner Zeitung doppelt ran. Selbst die angegraute Konkursmasse der Wochenpost schickt man als Trendscouts ins Nachtleben, wo sie halb erschrocken auf „Ausgeflippte und Alternative“ trifft. Bei soviel Engagement will Maier nicht nachstehen. Mit gelockerter Krawatte hängt er am Telefon und beantwortet selbst kniffligste Leserfragen. Zum Beispiel von Dorothea Müller aus Treptow, die das Satellitenbild nicht mehr versteht. „Ich denke, daß wir versuchen sollten, die Hoch- und Tiefdruckgebiete einzutragen“, beruhigt sie Maier, während Christine Kaufmann den Lesern auf der „Schokoladenseite“ (die wirklich so heißt) verrät, wie man so wird wie sie: Einfach „Nasenöl auf ein Wattestäbchen träufeln und langsam in die Nasenöffnung einführen.“ Es können aber auch größere Öffnungen sein. Und damit der Leser merkt, was da so alles hinten aus seiner Zeitung raushängt, wird die Beilage groß auf der eigenen Medienseite angekündigt. „Nur wenn man hinterher schlauer ist, war es ein guter Beitrag“, steht dort unter anderem. So gesehen ist die erste „Freizeit“-Beilage ziemlich gut. Der Qualitätsverdacht ist ausgeräumt. Oliver Gehrs

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