■ Schnittplatz: Frau Voß regiert mit
Peter Voß hat gut lachen. Er sieht nicht nur aus, wie der Sheriff von Nottingham Forest, seit einer Woche ist er auch noch zum ARD-Vorsitzenden gewählt. Intendant des aus der Fusion von SWF und SDR hervorgegangenen Südwestrundfunks ist er schon seit Oktober. Und in dieser Position kann er Ämter und Posten all jenen zukommen lassen, die er immer schon für begabt hielt. Nur der Landesfrauenrat von Rheinland-Pfalz schimpfte herum, denn die Geschäftsleitung des SWR – Voß plus acht Direktoren – wurde ausschließlich männlich besetzt. Und unter den 31 Hauptabteilungsleitern finden sich gerade vier Frauen. Doch Voß sieht's gelassen: Nicht nur, daß bei der Wahl der Persönlichkeiten das Geschlecht gar keine Rolle gespielt habe, schrieb er den zeternden Frauen. Nein, dies gelte auch noch „unbeschadet der Tatsache, daß z.B. alle Direktoren verheiratet sind und deswegen eine Entscheidung für einen Direktor auch eine Entscheidung für die mit ihm verheiratete Ehefrau bzw. für seine Familie darstellt.“ Und hier zeigt sich, daß er bei aller CDU-Nähe ein ganz moderner, ja fortschrittlicher Mensch ist: Peter Voß setzt auf den Hillary-Clinton-Christa- Müller-Effekt. Denn was führen die beiden Damen samt Gatten vor? Gib dem Kerl 'nen Posten und du bekommst die fähige Frau gleich mit. Und da Voß sich seiner Verantwortung bei der Einstellung eines Familienvaters ja so bewußt ist, gibt es bestimmt konsequenterweise eine Spielecke im großen Konferenzzimmer, Job-Sharing und Betreuungsurlaub, wenn im Kindergarten Keuchhusten umgeht. Ob die von Voß in die Führungsriege rekrutierten Parteifreunde so fortschrittlich sind, wie er selbst? „Ob ein Sender zeitgemäß ist, entscheidet sich nicht danach, ob er von Frauen oder von Männern gleitet wird, sondern wie er Themen inhaltlich darstellt“, meint Peter „Gender“ Voß. Und bietet damit ungeahnten Trost: Denn nun darf frau gespannt sein auf Beiträge wie: „Frauen – chancenlos beim Postenpoker“. Oder auch: „Vom Funktionieren der Männerbünde“. Silke Burmester
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