■ Schnittplatz: Arte? Ja, aber.
„Meine verehrten Herren Kollegen müssen aufhören, Arte als Konkurrentin zu betrachten, die ihnen Marktanteile wegnehmen könnte“, funkte NDR-Intendant Jobst Plog zu Neujahr in der Libération. Erstmals rüttelte damit einer aus den Reihen der deutschen Arte-“Zieheltern“ selbst öffentlich an einem Tabu. Als neuer Arte-Präsident forderte der NDR-Intendant, man müsse kräftig Werbung machen (damit nicht bloß ein halbes, sondern womöglich gar ein ganzes Prozent der deutschen Zuschauer zuschaut). „Und die effektivste und auch für uns billigste Methode dazu wäre, daß die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender endlich auf ihren Kanälen die Arte-Programme ankündigen.“
Was bundesweit im Ersten und Zweiten bislang komplett vermieden wird. Nur in die „Dritten“ streut die ARD, falls mal ein paar Sekunden übrig sind, Arte-“Monatstrailer“ ein – allerdings so beliebig, daß praktisch niemand jemanden kennt, der sie je gesehen hat. Da muß sich selbst Plog an die eigene NDR-Chefnase fassen: Auf N3 war erst nach Intensivrecherche mal ein Arte-Spot dingfest zu machen: um 11.28 Uhr an einem Donnerstag, gestoppte Dauer: 42 Sekunden, die Hälfte davon für Arte-Sendungen, die schon gesendet waren. Ähnlich kryptisch scheint auch, was von Plogs Botschaft in den Ohren der verehrten Kollegen hängenblieb. Obwohl sein Getrommel von Hör zu bis zur Schwäbischen Zeitung flächendeckend aus dem Blätterwald zurückschallte, fehlte das Thema in den Mitteilungen der Intendanten von der jüngsten ARD-Hauptversammlung. Auf Nachfrage ließ der amtierende ARD-Vorsitzende Peter Voß dann wissen: Doch, Plogs Vorstoß sei zur Sprache gekommen, und man sei bereit, „dem in der Sache begründeten Begehren Rechnung zu tragen“. Und ARD-Programmdirektor Günter Struve beeilte sich, speziell auf den Hörfunk zu deuten, wo er selbst gar nichts zu sagen hat. Im ARD-Fernsehen hingegen könnte er dem Werbebegehr für das Arte-Programm längst Rechnung tragen. Aber. Aber man müsse bedenken, daß es in der ARD schon zu viele Trailer ... Ulla Küspert
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