Schnittplatz: „Stern“-Chefs: drin
Sind Sie auch schon drin? Andreas Petzold und Thomas Osterkorn sind jetzt drin. Nicht im Internet, da sind die beiden Stern-Chefs schon lang. Nun sind sie auch drin im Kreis der Journalisten, für die Journalismus nur die Fortsetzung von Reklame mit anderen Mitteln ist. Schauen Sie nur in den neuen Stern!
Schon die Titelseite variiert das große Stern-Thema, nämlich „Boris Becker (...) mit seiner sympathischen AOL-Werbung“ (Thomas Osterkorn). Dafür musste sogar ein Tittenfoto („Erotik pur“) auf eine dezente Bauchbinde weichen.
Man muss dazu wissen: Die Internetfirma AOL gehört dem Medienkonzern Bertelsmann. Und der Stern, über den Verlag Gruner + Jahr (G + J), ebenfalls.
Dass die Stern-Redaktion sich für AOL ins Zeug werfen soll, hat Tradition, seit Petzolds/Osterkorns Vorvorgänger Werner Funk mit diebischer Freude die Konzernoberen düpierte, indem er im letzten Jahr eine Kundengewinnungs-CD des AOL-Konkurrenten T-Online auf den Stern klebte. Nachfolger Michael Maier, ein verbaler Vorkämpfer des lauteren Journalismus, wiederholte Funks Internet-Titel und klebte die richtige, die AOL-CD vorne drauf. Trotzdem wurde er bald gefeuert. Jetzt ist Weihnachtsgeschäft, da machen die beiden nächsten Stern-Chefs ihren Antrittsdiener. Wir wissen nicht, ob neue Stern-Chefredakteure zu der journalistischen Selbstdemütigung rituell gedrängt werden, oder ob der Geist vorauseilenden Gehorsams sich beim guten Essen auf den berüchtigten G + J-Führungskräftetagungen einstellt. Wir wissen nur, dass neulich die Chefredakteurin des Billigblattes Shape vom Presserat gerügt wurde, weil sie im eigenen Blatt ihre eigene Kosmetik angepriesen hat.
Übrigens: Eben hat G + J seine Internet-Illustrierte Konrad eingestellt und vermeldet, die „Sonderreihe Konrad“ würde nun „in den Stern integriert“. Das wäre doch eine Idee: Wenn die Stern-Auflage noch weiter fällt, könnte der Verlag demnächst melden, die „Sonderreihe Stern“ werde „in AOL integriert“. Dann wären Petzold und Osterkorn wirklich drin. Peter Ekkehard
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