WAS MACHT EIGENTLICH ... Dr. Motte? : Schluss
„Forever young“ war zwar nie ein Motto der Love Parade, hätte aber durchaus eines sein können. Erstens, weil der Techno-Marsch sich mit Slogans à la „We are one family“ schmückte, zweitens, weil dick aufgetragene Jugendlichkeit immer konstitutiv für die Hopserei war.
Jetzt hat die „Hauptsache jung“-Parade mit dem Urahnen der Bewegung abgerechnet: Matthias Roeingh aka Dr. Motte, Mann der ersten Stunde, der bis 2003 mit seiner „Speech“ an der Siegessäule die vermeintlichen Kollektiv-Ideale der reichlich individualistischen Masse hoch halten durfte.
„Dr. Motte steht für das Alte“, findet der „Associated Director“ der Love Parade GmbH, Maurice Maué. Er selbst steht mehr für den neuen Hauptsponsor „McFit Fitness“, eine stark expansive Sportstudiokette aus dem Bayerischen (Logo: eine Banane mit Turnschuhen), die das Event am 15. Juli mit 1 Million Euro vor dem sicheren Tod bewahrt hat. Eigentlich ein klarer Fall: Florierender Konzern übernimmt marodes mittelständisches Unternehmen, da rollen halt ein paar Köpfe aus der alten Führungsetage.
Dr. Motte selbst interpretiert die Frage, wer hier wen sitzen lässt, ein wenig anders: „Einer beliebigen Electronic Dance Parade stehe ich nicht zur Verfügung“, sagt er. Die geplante Öffnung der Parade für andere Musikrichtungen – und die Abstimmung darüber per Internet – sei mit ihm nicht zu machen. Er wünsche allen Teilnehmern, „dass sie ihren Spirit behalten“.
Ganz zerstritten ist man aber nicht. Eigentlich steigt Motte auch gar nicht aus, sondern zieht sich nur aus der „konkreten Umsetzung“ zurück. Und als Mitgesellschafter darf er weiterhin seinen Teil vom Friede-Freude-Eierkuchen verzehren. CLP FOTO: AP