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■ KommentarSchluß mit Gutachten

Mit Zahlen und Statistiken läßt sich bekanntlich alles belegen. Das wissen auch Behörden, und nicht selten nutzen ihre Kenntnis, um sich selbst in gutes Licht zu rücken und möglichst die Verantwortung an andere abzugeben. Gutachten werden erstellt und Gegen-Studien, um erstere zu widerlegen.

Doch wenn es um die Gesundheit von Kindern geht, und dann auch noch um so ein sensibles Feld wie Leukämie, wird diese Zahlen-Schieberei widerlich. Eltern von krebskranken Kindern ist es egal, ob eine Studie kleine methodische Mängel aufweist, wenn der Bedarf ganz woanders liegt: Im Handeln, im Erforschen der Ursachen, was die Kinder so krank macht.

Das sollten auch Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel und mit ihr das Hamburgische Krebsregister wissen: Sie legen alarmierende Zahlen werden vor und versuchen zugleich zu beschwichtigen. Eine langfristigere Beobachtung sei nötig, um Tendenzen feststellen zu können. Eine bundesweite Fall-Kontroll-Studie müsse her, obwohl die naturgemäß nichts über lokale Auffälligkeiten in Hamburg aussagen kann und wird.

Aber die scheinen ja auch gar nicht zu bestehen: Kinder, die erst kurz vor Ausbruch der Krankheit ins Untersuchungsgebiet gezogen sind, müssen ja wohl vorher erkrankt sein – eine gewagte Behauptung angesichts der Tatsache, daß bisher keine gesicherten Erkenntnisse zur Latenzzeit von Kinder-Leukämie vorliegen.

Die Gemüter beruhigen sollte die Studie der Gesundheitssenatorin. Diese Beruhigungspille werden die Betroffenen wohl nicht schlucken.

Heike Haarhoff

Bericht Seite 22

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