piwik no script img

KOMMENTARSchlucker und Drücker

■ Wer M(ethadon)sagt, muß auch H(äuser) kaufen

Die toten Heroinsüchtigen, die da mit wenig Tagen Abstand aus dem Drogenhaus in der Roonstraße getragen werden, sind kein Beweis für das Methadon und keiner dagegen. Denn das Methadon, das die Todesgefahr bremst, steigert sie auch. Es ist ein bißchen kompliziert.

Methadon gibt nämlich nicht den gleichen irren Kick wie Heroin. Man kann aber auf den täglichen verschriebenen, also gratis erworbenen Schluck Methadon noch ein bißchen Kick draufsetzen, indem man zusätzlich spritzt. Und da man davon weniger merkt, kann man immer noch oder nun gerade drauf verfallen, die Dosis so zu erhöhen, daß das, trotz aller Methadon-Stabilisierung, tödlich wirkt. Was dann wahrscheinlich ist, wenn neben den armen Schluckern die noch ärmeren Drücker wohnen. Auch, wenn es diesmal nicht so war, in der Roon-Straße könnte das passieren. Methadon-Vergabe ohne getrennte Wohnmöglichkeiten macht wenig Sinn. Es geht jetzt nicht drum, das Methadon zu verdammen, weil es All-Heilungserwartungen enttäuscht. Es geht drum, die Häuser zu beschaffen, die getrenntes Wohnen von Schluckern und Drückern möglich machen. Uta Stolle

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen