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Archiv-Artikel

Schlechtes Zeugnis für JUB

Die Jacobs University hat vergleichsweise schlechte Arbeits- und Forschungsbedingungen, sagt der Deutsche Hochschulverband in einer Studie. Die Privatuni reagiert gelassen auf das Ranking

VON JAN ZIER

Keine private Hochschule in Deutschland bietet ihren WissenschaftlerInnen so schlechte Arbeitsbedingungen wie die Jacobs University Bremen (JUB). Das ist das Ergebnis eines gestern veröffentlichten Ratings des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), der in einer erstmals durchgeführten Befragung acht von 12 der bundesweit renommiertesten Privathochschulen untersuchte. Der DHV vertritt bundesweit rund 23.000 HochschullehrerInnen.

Die JUB reagierte unterdessen gelassen auf ihre schlechte Einstufung als Arbeitgeberin: Es sei durchaus „kein Schande“, in diesem Ranking letzter zu sein, sagte JUB-Sprecher Peter Wiegand. „Da kommt ein Besitzstandsdenken zum Ausdruck, dass wir uns nicht leisten können und wollen.“ So mochten die Bremer beispielsweise nicht zusagen, sich bei der Bezahlung ihrer ProfessorInnen an den Vorgaben der staatlichen Universitäten zu orientieren. Zudem ist die Mehrheit der Arbeitsverträge bei der JUB befristet, der Kündigungsschutz reicht nicht über das gesetzliche Mindestmaß hinaus und eine eigenständige Altersvorsorge existiert ebenfalls nicht. Das ist bei weitem nicht an allen Privathochschulen so: Die WHU Otto Beisheim School of Management Vallendar oder die Zeppelin University in Friedrichshafen haben in all diesen Punkten deutlich besser abgeschnitten, die Privatuniversität Witten/Herdecke ebenfalls. Sie versprechen beispielsweise eine Bezahlung ähnlich jener der staatlichen Universitäten, überwiegend unbefristete Arbeitsverträge und eine bessere Altersvorsorge.

Die WHU war die einzige Privathochschule, der von der Standesvertretung der Professorenschaft attestiert wurde, zum „Spitzensegment“ in Deutschland zu gehören. Im Gesamtklassement siegt sie vor der Handelshochschule in Leipzig und der Zeppelin University. Gar nicht erst an der Studie beteiligt hat sich unter anderem die Bucerius Law School in Hamburg.

Negativ bei der Untersuchung aufgefallen ist die JUB auch bei der Frage nach der Forschungsfreiheit: So mochte sie gegenüber dem DHV – anders als andere Privathochschulen – nicht versprechen, keinerlei Vorgaben bei der Wahl der Forschungsprojekte zu machen. Wiegand versicherte jedoch gegenüber der taz, es gebe an der JUB „keinerlei Beschränkung der Forschungsfreiheit durch finanzgeleitete Interessen“.

DHV-Justiziar Dirk Böhmann, Autor der Studie, sieht, alles in allem betrachtet, „Nachholbedarf“ in Bremen. Die JUB nicht. „Doch es gibt möglicherweise bessere Arbeitgeber“ als die JUB, so Böhmann, der zugleich betonte, mit dem Ranking „niemand abstrafen“ zu wollen. Auch will man beim DHV die „bemerkenswerten“ Untersuchungsergebnisse nicht als Empfehlung an die ProfessorInnenschaft im Lande verstanden wissen. Zugleich kündigte Böhmann für das kommende Jahr bereits eine Folgeuntersuchung an, mit noch detaillierteren Kriterien. Die JUB will bis dahin grundsätzlich erstmal alles beim alten belassen. Sie fürchtet schließlich nicht, bei Ausschreibungen von Lehrstühlen künftig zu wenig hochqualifizierte Bewerbungen zu bekommen.