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Archiv-Artikel

Schlechte Umgangsformen

betr.: „Gutmenschen können auch bösartig sein“, taz vom 6. 12. 07

So lustig, wie Frau Ates rundum alle möglichen ihr völlig unbekannten Menschen beleidigt, vermag ich nicht zu glauben, dass sie es besonders mit den Umgangsformen hätte. Publikumsbeschimpfung ist ja manchmal ganz lustig, doch nur dann, wenn sie weiß, wen genau sie beschimpft. Bei Frau Ates ist das nicht der Fall, sie schimpft auf das eine oder andere Fantom, welches als Schimpfwort in der völkischen Ecke erfunden wurde.

Die völkische Intention ist auch in dem Kampfbegriff zu finden, der am unverfänglichsten scheint, weil er so soziologisch daherkommt, nämlich bei der Parallelgesellschaft. Die ist keine Erfindung von Multikulti und schon gar nicht Ergebnis einer ebensolchen umfassenden gesellschaftlichen Praxis. Diese Praxis und damit die multikulturelle Gesellschaft gab es nie, sondern immer nur alle möglichen Versuche zu verhindern, dass die eher ärmeren Menschen mit fremdem Pass im Land bleiben. Was unter anderem nach sich zog, dass sich einige subkulturelle Milieus verstärkt in einem Prozess von Selbst- und Fremdabschottung wiederfanden. Was ich diesem Interview entnehmen kann, ist, dass auch Frau Ates unter die nützlichen Idiotinnen gegangen ist. CHRISTINE RÖLKE-SOMMER, Berlin