piwik no script img

Schlechte RenditeBMW schmeißt tausende Arbeiter raus

Der Münchner Autobauer will 2008 massiv Stellen streichen, Fabriken sollen effizienter werden. Die IG Metall ist "vollkommen unaufgeregt". Vor allem Zeitarbeiter betroffen.

Trübe Aussichten. Bild: dpa

Weniger Menschen, mehr Autos: Der Münchner Autokonzern BMW will "mehrere tausend Stellen" streichen, so erklärte er am Freitag. Berichte, nach denen 8.000 Arbeitsplätze wegfallen sollen, bestätigte er allerdings nicht. Betroffen sind vor allem Zeitarbeiter im Inland, erklärte ein BMW-Sprecher der taz. Weitere Stellen sollen durch einvernehmliche Abfindungszahlungen gestrichen werden, betriebsbedingte Kündigungen seien jedoch ausgeschlossen.

Die Ankündigungen sind ungewohnt für den Premium-Autobauer aus München: Jahrelang hat er beste Wirtschaftszahlen verkündet - und die weltweite Beschäftigtenzahl stieg von 93.600 im Jahr 2000 auf derzeit 107.700. Der BMW-Sprecher kann sich auf Anhieb an keinen Stellenabbau in der Firmengeschichte erinnern, abgesehen von der fehlgeschlagenen Fusion mit der britischen Marke Rover.

Doch in diesem Jahr zeigten sich die Börsen-Analysten wiederholt enttäuscht über die Zahlen des Autobauers. Besonders schlimm war es für das BMW-Management Anfang November: Als die Zahlen des dritten Quartals vermeldet wurden, fiel der Börsenkurs um 3,7 Prozent - weil der Gewinn nur auf 765 Millionen Euro gestiegen war und nicht, wie von Analysten erwartet, auf über 900 Millionen Euro.

Die Reaktion vom BMW-Vorstand auf die schlechten Analysen war ein neues "Mittelfristziel": Bis 2012 sollen 6 Milliarden Euro eingespart werden - und gleichzeitig 400.000 Autos mehr verkauft werden als jetzt. "Die Maßnahmen sind Teil der vom Vorstand beschlossenen strategischen Neuausrichtung mit dem Ziel einer nachhaltigen Profitabilitäts-Steigerung", kommentierte BMW entsprechend die Stellenstreichungen. Auch die Arbeitnehmerseite stimmt dem Plan zu: "Wir sind vollkommen unaufgeregt", erklärte Matthias Jena, Sprecher der IG Metall Bayern. Seit Mai seien die Umbaupläne, vor allem in der 7er-Produktion, bekannt. "Wenn die Produktion umgebaut wird, werden weniger Leute gebraucht. Das ist völlig normal", meinte der IG-Metall-Mann. Die "Größenordnung" habe ihn allerdings "überrascht".

Die Gewerkschaft und der Betriebsrat pflegen bei BMW seit langem eine eng abgestimmte Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung. Es zeigt sich, dass auch die Arbeitnehmervertreter lehrbuchmäßig betriebswirtschaftlich denken. Die Rendite bei BMW sei derzeit tatsächlich niedriger als bei Mitwerbern, so Jena - die Münchner kommen auf 6 Euro Gewinn je 100 Euro Umsatz, Konkurrent Mercedes erwirtschaftet dagegen eine Rendite von 8 Euro.

Schon im Oktober hatte Gesamtbetriebsratschef Manfred Schoch auf einen höheren Gewinn geschielt: Der Arbeitnehmervertreter forderte, dass die Konditionen mit den Lieferanten "neu definiert werden" müssten. Oder auf gut Deutsch: Die Preise bei Zulieferern wie Conti oder Bosch sollen gedrückt werden, damit die Rendite beim Auftraggeber BMW steigt.

Der taz versicherte der BMW-Sprecher, dass der gestern bekannt gewordene Rauswurf nichts mit einer schlechten Auftragslage zu tun habe. Die Kapazitäten seien "voll ausgelastet". Allerdings gebe es die Vorgabe, die Effizienz in den Fabriken jährlich um 5 Prozent zu steigern, daraus resultiere die momentane Stellenreduzierung. Kündigungen gebe es jedoch keine, sondern es würden einfach nur die Verträge mit den Zeitarbeitsfirmen auslaufen. "Und die Zeitarbeiter sind ja weiterhin bei ihrer Zeitarbeitsfirma beschäftigt", betonte er. Die Anzahl der BMW-Zeitarbeiter nennt er nicht. In München sollen 4.000 der 34.000 Beschäftigten über Zeitarbeitsfirmen angestellt sein.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • BZ
    BMW zeitarbeiter

    BMW München

     

    50% Ausländer (davon 30% kein Deutschkenntnis laufen aber als Meister rum )

     

    teilweise wird dort auch knapp 10000euro bezahlt und derjenige kommt dann 1 jahr als festarbeiter rein "(aus dem Ausland)" z.B Kroatien, Serbien, oder Slovenien

     

    naja Betribsrat kommt aus Kroatien und kann auch nur ein wenig Deutsch verdient aber so ca. 10000 -15000 euro

     

    ich finde das ist ok :P

  • GG
    Gabriel Gleich

    Es ist kein Zufall, dass die Maßnahme jetzt kommt, nachdem die EU die Hersteller spritsaufenden Protz-Schrotts auf ihr rückwärtsgewandtes Konzept hingewiesen hat.

    BMW handelt streng nach dem Lobby-Rezept: erst jammern, dann die Folterinstrumente zeigen. Erst deuten sie an, dass ihnen mehr Klimaschutz sehr BMWeh-tut, dann zeigen sie schon mal am Beispiel der Zeitarbeiter, was auch anderen Beschäftigten droht, wenn der Staat nicht spurt. Nicht ohne Grund hat BMW zusammen mit Daimler und Porsche vor wenigen Wochen in Brüssel den Negativpreis für das widerlichste EU-Lobbying erhalten, weil diese Autobauer mit übertriebenen Drohungen mit Fabrikschließungen strenge EU-Vorschriften für den Kohlendioxid-Ausstoß abwenden wollen.

  • A
    Alster

    Die Kapazitäten bei BMW sind voll ausgelastet.

    Trotzdem sollen tausende von Arbeitern entlassen

    werden. Wo soll das hinführen? Und wo ist die so

    hoch-gepriesene ''soziale'' freie Marktwirtschaft?

    Was hat der Artikel im Grundgesetz: Eigentum

    verpflichtet noch für einen Wert? Muss die Ethik

    demnächst wieder mit dem Schwert eingeführt werden?