: Schlapper Wahlkampfauftakt
■ Kaum Applaus für Schröder vor Oldenburger SPD-Publikum
„Ich will Gerhard Schröder sehen und erleben“, sagte Alfred Wichmann. Er war aus Vechta gekommen und saß am Freitag abend mit rund 1.000 anderen Menschen gespannt in der Oldenburger Weser-Ems-Halle. Wichmanns Erwartungen wurden leicht getrübt. Denn der niedersächsische Ministerpräsident kam fast eine Stunde zu spät zum Wahlkampfauftakt der Sozialdemokraten für die Kommunalwahl am 15. September – und nahezu unbemerkt. Plötzlich stand er am Rednerpult, nur wenige Hände rührten sich zum Beifall.
Routiniert und stimmgewaltig legte Schröder los, kaum unterbrochen von Ovationen. Die Vokabeln „Bittere Wahrheiten“ tauchten häufig in seiner Rede auf. „Bittere Wahrheiten“ über weniger Leistungen des Sozialstaates in der Zukunft. Rainer Janisch aus Osnabrück-Hellern war nicht überrascht, solch ernste Worte zu hören. Denn er hatte „Aussagen zum Sozialabbau“ erwartet.
Für andere Zuhörer waren es „zuviel bittere Wahrheiten und zu wenig konkrete Lösungen“. Oder sie hielten den Wahlkampfauftakt „für recht müde“. Höhepunkt waren zwei Narren im Beiprogramm. Lachsalven ernteten sie mit einer Bemerkung über den Brillenträger und CDU-Chef Niedersachsens, Christian Wulff: „Der Mann aus der Fielmannwerbung.“ dpa
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