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■ KommentarSchlamperei

Wohnungs-Genossenschaften und mündige MieterInnen sind dem Senat ein Graus: Die pochen auf Rechte, wollen mitbestimmen und erinnern die Behörden lästigerweise an gebrochene Sanierungs-Versprechen. Die MieterInnen-Beteiligung an den Falkenried-Terrassen aber – meint die Stadt auf der Suche nach einem Sündenbock – müsse auch Beteiligung an den Baukosten bedeuten. Ausgerechnet finanzschwache SozialmieterInnen werden so zur Kasse gebeten, später mit unverhältnismäßig hohen Mieten geplagt und letztlich zum Auszug genötigt.

Billigend nehmen Bau- und Sozialbehörde die Zerstörung von Stadtteilkultur – architektonisch wie sozial – in Kauf, Einwände treffen auf Gleichgültigkeit und behördliche Schlamperei: Der Verfall der stadtteilprägenden Falkenried-Wohnungen hätte vor Jahren gestoppt werden können. Doch die Stadt versagte bei der Kontrolle der Vorbesitzerin Neue Heimat.

Jetzt zu stöhnen, Hamburg sei pleite und könne sich die Sanierung nicht mehr leisten, ist kurzsichtig und unglaubwürdig: Die Schwamm-Misere ist seit mehr als einem Jahr bekannt; jede weitere zeitliche Verzögerung fördert bloß Wohnungsleerstand und treibt die Kosten ins Unermeßliche.

Die städtische Untätigkeit ist einzig auf mangelndes Interesse zurückzuführen: Wenn es darum geht, florierende Werften von lästigen Bürgschaften zu befreien, beschließt der Senat auch mal ganz unbürokratisch an der Bürgerschaft vorbei. Wahrscheinlich kommt die Stadt erst in die Hufe, wenn die lukrative Umwandlung der Falkenried-Terrassen in Eppendorf-würdige Eigentumswohnungen ansteht.

Heike Haarhoff

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