piwik no script img

Schlamperei bei Krümmel-Gutachten

■ Gutachter: Leukämie-Vergleich mit Plön ist unbrauchbar

Die Ergebnisse einer Leukämie-Untersuchung des Berliner Robert Koch-Institutes sind Experten zufolge unbrauchbar. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Münchner Strahlenbiologen Professor Edmund Lengfelder, der seit vergangener Woche den beiden Experten-Kommissionen der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein vorliegt. Das bestätigte der Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums, Thomas Steg, am Sonnabend in Hannover.

Der Bericht komme zu einem vernichtenden Urteil über die Arbeit des Berliner Instituts, sagte Steg. Danach hat die Nachfolgeeinrichtung des früheren Bundesgesundheitsamtes „gängige Qualitätsstandards nicht eingehalten und sei bei künftigen Untersuchungen nicht zu berücksichtigen“. Zwischen 1989 und 1991 waren im Umkreis des Atomkraftwerkes Krümmel in der Elbmarsch sieben Kinder und Jugendliche an Blutkrebs erkrankt. Daraufhin wurden insgesamt 72 Kinder auf veränderte Chromosomen untersucht – 42 aus der Elbmarsch und zum Vergleich 30 Kinder aus dem als unbelastet geltenden schleswig-holsteinischen Plön.

Die Ergebnisse dieser Chromosomen-Studien hatten Kritik hervorgerufen. In den Blutproben aus Plön waren mehr veränderte Chromosomen festgestellt worden als in denen aus der Elbmarsch. Darüber hinaus waren in der Plön nur Mädchen, in der Elbmarsch dagegen nur Jungen betroffen. Veränderte Chromosomen bedeuten Steg zufolge nicht automatisch Blutkrebs, weisen aber auf eine Belastung hin. Diese könne sich durch Radioaktivität, aber auch nach dem Röntgen oder nach Langstreckenflügen bemerkbar machen.

Die Experten-Kommissionen der beiden Länder werden nach Angaben Stegs voraussichtlich bei ihrem nächsten Treffen im Mai endgültig entscheiden, ob die Kinder-Chromosomen-Studien verwertbar sind oder nicht. Bis dahin würden auch die Berichte von zwei Labors über Strahlenbelastungen, die sich in Baumscheiben niedergeschlagen haben, vorliegen. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen