: Schlag gegen Todesschwadrone
■ Der staatliche Sicherheitsdienst Kolumbiens besetzt Ausbildungslager rechter Killerkommandos auf dem Grundstück eines Großgrundbesitzers / Massengräber, Folterkammern und ein Waffenarsenal entdeckt
Bogota (ips) - Den Einheiten des kolumbianischen Sicherheitsdienstes DAS bot sich ein grauenerregendes Bild, als sie am vergangenen Wochenende das Grundstück des Großgrundbesitzers und Drogenhändlers Victor Carranza in der Provinz Meta besetzten. Sie fanden ein Ausbildungslager für rechtsextremistische Terroristen und reihenweise Massengräber, in denen die Killer ihre Opfer verscharrt hatten. Bei den Toten handelte es sich um linke Aktivisten, Intellektuelle und Gewerkschafter, die verschleppt, gefoltert und ermordet worden waren. Daneben fanden sich große Waffenbestände und unterirdische Folterkammern. Details über die Operation der Behörden liegen noch nicht vor, es wurde aber bekannt, daß etwa 50 Personen dem Sicherheitsdienst Widerstand geleistet hätten. In Kolumbien spricht man nun von einer „Killeruniversität“. Einer ihrer „Absolventen“ wurde am Montag festgenommen.
Die Entdeckung des Lagers der Killerkommandos 250 Kilometer westlich von Bogota läßt seit Tagen die Öffentlichkeit Kolumbiens aufhorchen und Regierung, linke Opposition und Guerilla näher zusammenrücken: Während Innenminister Raul Orejuela die Arbeit des Sicherheitsdienstes DAS lobte, würdigten auch die linke Opposition und die Guerilla M-19 das entschlossene Vorgehen der Regierung gegen den Rechtsterrorismus. Seit vielen Jahren operieren etwa 130 paramilitärische Verbände mit 10.000 Berufskillern in Kolumbien. Zielscheibe der Mordanschläge der Ultrarechten sind vor allem Persönlichkeiten der linken „Patriotischen Union“ (UP) und der Guerilla; seit 1985 wurden 800 linke Aktivisten und Politiker ermordet, neben Hunderten von Campesinos, Gewerkschaftern und Intellektuellen. Allein in diesem Jahr wurden über 40 Gewerkschafter ermordet, wie der Vorsitzende und der Generalsekretär der „Arbeitereinheitszentrale“ (CUT), Jose Carrillo und Angelino Garzon, am Dienstag vor dem zwölften Kongreß der „Interamerikanischen Arbeitsorganisation“ in der venezolanischen Hauptstadt Caracas erklärte.
Der Kampf der Regierung gegen den Rechtsterrorismus findet vor allem in Kreisen der Opposition und der Guerilla große Unterstützung. Carlos Pizarro, Führer der Guerillaorganisation M-19 , die mit der Regierung über ihre Rückkehr in die Legalität verhandelt, äußerte nach der Aktion die Hoffnung, daß die Verbrechen der Rechtsterroristen nicht ungesühnt bleiben.
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