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Schimmelbuschs Pleite

■ Vergleich mit dem ehemaligen Chef der Metallgesellschaft gescheitert

Frankfurt/Main (dpa) – Ganz so billig, wie sich das der Vorstand dachte, soll Heinz Schimmmelbusch nicht davon kommen. Der Aufsichtsrat der Metallgesellschaft (MG) lehnte es am Samstag einstimmig ab, einen von den Anwälten beider Seiten ausgearbeiteten Vergleichsvorschlag in der jetzigen Form abzusegnen.

Größter Streitpunkt ist die Rolle des früheren MG-Chefs beim Beinahezusammenbruch des Traditionskonzerns aufgrund riskanter Ölspekulationen in den USA mit rund vier Milliarden Mark Verlust. Vertreter von Kapitaleignern und Arbeitnehmern im Aufsichtsrat waren „übereinstimmend der Ansicht“, daß die immer wieder hervorgehobene Verantwortung Schimmelbuschs für das Öldesaster in einem Vergleich „deutlicher und klarer“ als bisher zum Ausdruck kömmen müsse, sagte der MG Sprecher Lutz Dreesebach. Grundsätzlich sei der Aufsichtsrat aber gewillt, mit einer außergerichtlichen Einigung einen Schlußstrich unter laufende juristische Auseinandersetzungen mit Schimmelbusch und dem früheren MG-Finanzchef Meinhard Forster zu ziehen. „Um einen solchen Vergleich erzielen zu können, müssen aber die Voraussetzungen stimmen“, sagte Dreesbach.

Über „materielle und immaterielle“ Inhalte des vom Aufsichtsrat abgelehnten Vergleichsentwurfs wollte der MG-Sprecher keine Angaben machen. Ausdrücklich bestritt er aber, daß Schimmelbusch eine millionenschwere Abfindung gezahlt werden sollte. Spekulationen über Summen zwischen fünf und zehn Millionen Mark seien „Schwachsinn“. Dreesbach verwies allerdings auch darauf, daß Schimmelbusch ebenso wie Forster Ende 1993 gar nicht fristlos entlassen worden sei. Vielmehr sei eine „Ausscheidungsvereinbarung“ geschlossen worden, deren finanzielle Modalitäten damals aber „auf Eis gelegt“ worden seien. Der Betrag, um den es gehe, liege „deutlich niedriger als fünf Millionen Mark“.

Neben einer Klärung finanzieller Leistungen würde mit dem angestrebten Vergleich eine gegen Schimmelbusch angestrengte Schadenersatzklage über 25 Millionen Mark zurückgezogen. Im Gegenzug würde Schimmelbusch dann nicht mehr wegen Rufschädigung gegen die MG-Verantwortlichen vorgehen.

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