Schikane-Skandal bei Kölner SEK: Demütigende Rituale
Übungen im Indianerkostüm, Handfesseln, ein Ekeleis, das zum Erbrechen bringt – ein Bericht legt die Schikane beim Kölner SEK offen.
Das Verhalten sei „losgelöst von der strafrechtlichen Relevanz aber eine Frage von Moral und Anstand und beamtenrechtlich in keiner Weise akzeptabel.“ Die Vorkommnisse waren am Donnerstag Thema im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags.
Den Polizisten war vorgeworfen worden, 2014 zwei ihrer Kollegen bei sogenannten Aufnahmeritualen gedemütigt und erniedrigt zu haben. Wie das konkret aussah, geht aus dem Ministeriumsbericht hervor: Die Neuen mussten im Indianerkostüm zahlreiche körperlich anstrengende Übungen absolvieren. Kniend auf dem Boden sollten sie eine ekelerregende Eismischung essen, die sich zwischen den Oberschenkeln eines SEK-Mitglieds befand – einer erbrach sich. Ihnen wurden zudem eine Tauchermaske übergezogen, in deren Schlauch Alkohol gefüllt wurde. Vorübergehend sollten sie Handfesseln anlegen.
Weil die Betroffenen sich nach Erkenntnissen der Aachener Staatsanwaltschaft aber freiwillig beteiligten, seien die Ermittlungen vor kurzem eingestellt worden, berichtete Jäger. Dem Minister zufolge prüft das Polizeipräsidium Köln derzeit die notwendigen dienstrechtlichen Schritte.
Infrage kommen etwa Versetzungen oder „organisatorische Maßnahmen im Hinblick auf das betroffene Kommando“. Polizeipräsident Wolfgang Albers hatte betont, er dulde derartige Rituale nicht. Bei Bekanntwerden der Vorwürfe hatte er das betreffende SEK bis auf weiteres nicht mehr zum Einsatz herangezogen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Pressefreiheit unter Netanjahu
Israels Regierung boykottiert Zeitung „Haaretz“