Lesebrief(e): Scheiße an den Händen
■ Betr.: "Mir genügt eine Stimme, wie Adenauer!" - taz Bremen vom 24.1.92
Die Diskussion um den DVU-Mann Vorsatz wird auf eine mir unertäglichen Weise geführt. Es geht nun wirklich nicht um das Kunstverständnis des Herrn Vorsatz. Dessen Kunstverständnis ist mir völlig gleichgültig und in dieser Diskussion ohne jede Bedeutung. Übrigens hatte auch Hermann Göring ein „liberales“ Kunstverständnis.
Herr Vorsatz soll angeblich ein gepflegter älterer Herr mit guten Manieren und diskussionswürdigen Argumenten sein? Dieser Mann ist DVU-Mitglied und war Mitglied in der NPD. Das bedeutet doch wohl, er war und ist Mitglied in einer demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Organisation.
Es war immer Methode der Nazis, populäre Themen zu benutzen und Argumente zu gebrauchen, denen man ja zustimmen könnte, weil man selbst in einigen Punkten der gleichen Meinung ist. Das macht diese Leute nicht zu akzeptablen Gesprächspartnern. Ist hier nicht mehr bekannt, welche Ziele die DVU hat? Ist ein DVU-Mensch als einzelner kein Gegner? Können diese Leute einmal Macht erhalten, werden wieder Menschen an die Wand gestellt, vergast und gefoltert.
Ich bin nicht bereit, mit meinen potentiellen Henkern über deren Kunstverständnis zu diskutieren.
Wer Scheiße anfäßt, hat auch Scheiße an den Händen.
Siegmund Schneider,
Künstler
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