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■ ScheibengerichtGeringe Fehlertoleranz

Paul Hindemith: Streichquartette Nr. 1 & 5 – Sonare Quartett (CPO 999 001-2)

Es gab eine Zeit, da gehörte es zum Initiationsritus der Komponistenzunft, ein Streichquartett zu schreiben. Diese Gesellenstücke dienten dazu, die handwerklichen Fertigkeiten unter Beweis zu stellen und die Feder an einem Gegenstand zu proben, an dem bereits viele Generationen von Meistern ihr Können bewiesen haben. Nicht anders Paul Hindemith, der zwanzigjährig sein „Opus 2“ (traditionell beginnt man die Zählung mit dem ersten Meisterwerk) abgeliefert hat, welches freilich noch ziemlich unspezifisch klingt – ein Prachtexemplar von Blindfoldtestfalle (das ist, wenn ein Moderator einem arglosen Fachmann mit sardonischem Lächeln eine Platte auflegt und sich scheinbar lernbegierig nach dem Komponisten erkundigt).

Dieses erste Quartett ist ungebrochen klassizistisch, von heiterem Duktus und ganz in einem Idiom angelegt, dem sich auch Mozart-Freunde zugeneigt fühlen dürften. Da ist ein Hüpfen und Winken, daß es nur so eine Freude ist. Auffällig ist die gut ausformulierte Bratschenstimme, was sich am einfachsten durch Hindemiths Praxis an diesem Instrument erklären läßt. Während das Jugendwerk vor Witz und Einfällen überquillt, quält sich das 1923 geschriebene fünfte Quartett unter der Last von Kontrapunkt und Tonsatz. Mechanisch schnurrt die Fuge des ersten Satzes ab, aufgehalten von einem Zwischenspiel, das mit einem gelungenen Übergang wieder zum Themeneinsatz zurückkehrt: wie eine überdrehte Spieluhr drehen die erste und zweite Violine eine Spielfigur mechanomanisch ineinander, bis sie ausgeleiert abrutscht und überraschend wieder im Fugenthema landet.

Das Sonare Quartett verrichtet die robotronischen Aufgaben mit nur geringer Fehlertoleranz, trifft darüber hinaus aber auch den gelegentlich aufscheinenden elegischen Hindemith-Ton, ohne sich in übersteigerten Expressionismen zu echauffieren.

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