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■ ScheibengerichtSierra Leone Music

West African Gramophone Records. Recorded at Freetown in the 50s and early 60s

Zensor ZS 41

Auch in Afrika gibt es Blasmusik – und was für eine! Wenn die „Police Dance Band“ aus Freetown/Sierra Leone der Kolonialherrscherin aus England ein Willkommensständchen bläst („Welcome to the Queen“), ist der Bär los. Der Jive- Rhythmus der vielen Trommelinstrumente rattert in brasilianischer Sambaschulenmanier und erzeugt einen Sog, der Tuba, Trompeten und Saxophone mitreißt, die, kaum haben sie die Grundmelodie zu Ende gespielt, in unbändiges Improvisieren ausbrechen. Wolfgang Bender, dem hochgeschätzten Fachmann für afrikanische Popularmusik, ist diese wunderbare Zusammenstellung zu verdanken, die in gewohnt kompetenter Weise via Booklet ausführlich kommentiert ist. Bender ist ins Archiv des staatlichen Rundfunks von Freetown hinabgestiegen und hat eine Anzahl alter 78er-Schellacks aus den fünfziger und sechziger Jahren ans Tageslicht befördert, die einen ausgezeichneten Überblick geben über die ganze Bandbreite der populären Musik des westafrikanischen Landes in den Jahren vor und nach Erlangung seiner Unabhängigkeit im April 1961. Neben den Blasorchestern sind es vor allem die Calypso-Tanzkapellen mit ihrem packenden Jive-Jazz, die unbändige Vitalität und Spielfreude versprühen. Im Verein mit den Wechselgesängen mit Trommelbegleitung, den Songs zur Gitarre, den Akkordeonklängen und Chorliedern aus den Missionskirchen fügen sie sich zu einem faszinierenden Bild der Vielfalt zusammen.

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