■ Scheibengericht: Slawterhaus
Monumental (Intakt CD 030/1993)
Nicht mehr als eine symbolische Gage von einem Dollar pro Auftritt wurde gezahlt. Trotzdem standen die Noise-Music-Pioniere John Zorn und Elliot Sharp Mitte der achtziger Jahre so manche Nacht auf der Bühne des New Yorker CBGB-Clubs, der damals als das Epizentrum des Erdbebens galt, das die Rockmusik mit Sounds von Speed Metal bis Hardcore erschütterte.
Überwältigt von der verdichteten Prägnanz der musikalischen Statements und einem schwindelerregenden Moment der Beschleunigung, stöpselten Zorn und Sharp später in ihren Gruppen Naked City und Carbon die beiden Kontaktenden zusammen. Extreme Improvisation und radikaler Rock verschmolzen zu einer Art Hardcore Jazz, bei dem die Funken nur so stoben.
Die Berliner Gruppe Slawterhaus kann als europäisches Äquivalent dieser beiden US-Formationen gelten. Die Musiker kommen aus demselben Stall und haben in den letzten Jahren ähnliche Erfahrungen gemacht. So hat auch Slawterhaus den narrativen Gestus langer Free-Jazz-Improvisationen gegen einen musikalischen Tachismus eingetauscht, der hochverdichtet den Augenblick feiert. So manches der Stücke ist kaum eine Minute lang. Hohe Phonintensität dient dabei als Kontrastmittel zu eher stilleren Klangphasen, die allerdings untergründig nervös brodeln: die Ruhe vor dem Sturm! Sie kann sich schlagartig in einem rabiaten Soundgewitter entladen, wo einem Klangsplitter des Heavy- Metal-Cellos um die Ohren fliegen, Junk-Rhythmen und Saxophongekreische die Luft erfüllen und aufbrausendes Posaunengebrüll an die Trompeten von Jericho erinnert.
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