■ Scheibengericht: Chris Karrer
Derwish Kiss (Schneeball/Indigo 305 42)
Mit Amon Düül 2 brachte er es bis auf die Titelseite von Melody Makers. Chris Karrer war Gitarrist und Saxophonist der Münchner Band und einer der ersten Musiker, die die Geige als Rockinstrument einsetzten. Jimi Hendrix, behauptete Karrer, habe ihn veranlaßt, die E-Gitarre an den Nagel zu hängen. Lange spielte er nur noch Flamenco.
In Andalusien ist man schon halb in Nordafrika. Karrer studierte die arabische Laute Oud, die immer mehr zu seinem Hauptinstrument wurde, je tiefer er in die Klangtraditionen des Orients eintauchte, die den Horizont seiner neuen Platte bilden. Freunde haben ihm geholfen. Von Sivan Perwer – dem „König der kurdischen Sänger“ – über Rabih Abou Khalil – dem Oud-Meister aus Beirut – bis hin zum nordafrikanischen Darbuka-Trommler Abdul Wahab reicht die Besetzungsliste von Karrers illustrer All-Star-Combo einer anderen Weltmusik. Sogar der Gesang des Wiener „Malerfürsten“ und Originals Ernst Fuchs, einem von vielen Reisefreunden Karrers, verträgt sich bestens mit dem marokkanischen Gnawasänger El Houssaine Kili. Westöstlicher Diwan: So weit, wie heute behauptet wird, können „Abend“- und „Morgen“-Land doch nicht auseinander liegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen