■ Scheibengericht: Radio Tarifa
Temporal (BMG)
Vor 505 Jahren, am 2. Januar 1492, kapitulierte Granada vor der Übermacht der katholischen Könige. Mit der letzten maurischen Dynastie verabschiedete sich der Islam (und mit ihm das Judentum) mit einem Seufzer endgültig aus Andalusien: Ende einer Ära.
Doch was wäre gewesen, wenn die Reconquista Spaniens im 15. Jahrhundert gescheitert wäre, fragen Radio Tarifa, ohne ernsthaft das Hamsterrad der Geschichte zurückdrehen zu wollen. So wird locker mit der Historie gewürfelt und zusammengefügt, was einst nahe beieinander lag: Arabische Flöten und Lauten, Flamenco-Gitarren, sephardische Melodien und chorale Kirchengesänge – nicht im Sinne einer originalgetreuen Rekonstruktion mittelmeerübergreifender Verflechtungen, wie sie beispielsweise das Münchner Renaissance-Ensemble Sarband betreibt, aber als zeitgemäßer Symbioseversuch im Folkpop-Gewand. Er erinnert daran, daß Flamenco ja von unbestimmbarem, „zigeunerndem“ Ursprung ist, eine Promenadenmischung, deren Spuren rund ums Mittelmeer und bis nach Indien weisen. Radio Tarifa greifen diese losen Fädchen lediglich wieder auf und stricken daraus einen hübschen neuen Pulli. Wie schon der vielbeachtete Erstling „Rumba Argentina“ eine subtile Collage, die wesentlich unprätentiöser daherkommt, als es das betont multikultihafte Booklet befürchten läßt.
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