■ Scheibengericht: Setona
Tariq Sudan (Blue Flame)
Setona Ali Adam ist eine energische, etwas füllige Dame, deren Familie aus der südsudanesischen Provinz Kordofan stammt. Durch Kordofan führte vor langer, langer Zeit einmal eine bedeutende transafrikanische Pilger- und Handelsstraße, der Tariq Sudan, so etwas wie die Seidenstraße Afrikas und damit ein Kreuzweg der unterschiedlichen Kulturen des Kontinents. Die ethnischen Wanderbewegungen haben in der Musik der Region deutliche Spuren hinterlassen. Setona Ali Adam selbst wurde nilaufwärts in der Hauptstadt Karthoum geboren, wo die Musikerin später mit ihem Ehemann Ahmed Abdel Kerim begann, die unterschiedlichen Volksweisen des flächenmäßig größten afrikanischen Landes zu sammeln. Heute lebt sie in Kairo, wo sie für ihre Landsleute das Zeremoniell traditioneller Hochzeiten, mit Henna-Tätowierungen, Hochzeits-Speisenplan und allem Drum und Dran, organisiert. Bewahrung einer Tradition, die keine Staatsgrenzen kennt: In ihrem Repertoire tauchen westafrikanische Rhythmen genauso auf wie nubische oder äthiopische Lieder. Allerdings nicht als buntes Sammelsurium, sondern als polyrhythmische Harmonie, vom trockenen Schlag der Darabukka durchzogen. Der hypnotische Rhythmus des funkigen Percussiongeflechts bestimmt das Bild, in dem sparsam eingesetzte Bläser, gelegentlich auch ein Akkordeon oder Keyboard, melodische Farbtupfer setzen. Das dürfte für genug Roots-Creditibility sorgen, um auch für Puristen noch erdig genug zu klingen. Keine Gnade kennt jedoch der offenbar unvermeidliche Dance-Remix, der zum Schluß das raffinierte Percussionkonstrukt des Eingangsstücks mit 08/15-Stampfbeat blindlings plattwalzt.
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