■ Scheibengericht: Sali Sidibe u.a.
The Divas from Mali (Network)
Die Wassoulou-Region im Südosten Malis ist fest in Frauenhand – zumindest, was die Musik betrifft. Eine Reihe von Sängerinnen prägte dort einen eigenen Sound, getragen von sanftem, multirhythmischem Groove und dem melancholischen, erdigen Klang pentatonischer Melodien. Diese djeli mousso, weibliche Griots, führten zwar die jahrhundertealte Tradition des epischen Gesangs weiter, verbanden aber die Fulbe-Rhythmen der Region mit Elementen des Nordens sowie westlichen Instrumenten – vor allem aber mit tabubrechenden Texten. Zwangsheirat, Polygamie und die männerdominierte Gesellschaft des muslimischen Malis aufs Korn nehmend, demonstrieren die Sängerinnen weibliches Selbstbewußtsein. Oumou Sangaré, wegen der dunklen Intensität ihrer volltönenden Stimme oft mit Billie Holiday verglichen, ist durch mehrere Platten bestens eingeführt in Europa. Ihr Debüt „Moussolou“ („Frau“) machte sie mit 21 Jahren zum Star in Westafrika. Interessant ist der Sampler jedoch vor allem durch die drei weniger prominenten „Diven“. Kandia Kouyaté und Mah Damba entstammen alteingesessenen Musikerfamilien, was sich in einer eher konventionellen Themenwahl niederschlägt. Sali Sidibé dagegen, adlige Tochter eines Imams, die ihre Laufbahn gegen den Willen ihrer Familie durchsetzte, kommt in einem Stück auch mal auf weibliche Lust zu sprechen.
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