■ Scheibengericht: Philippe Eidel / Sapho
Philippe Eidel ist einer der Produzenten von Khaled – dem einstigen König des Rai, der sein Exil im Mainstream Frankreichs fand. Philippe Eidel ist das freilich am wenigsten anzulasten, denn der mehrmalige Soundtrack-Komponist ist ein ausgewiesener Kenner der orientalischen Materie. Das zeigt auch seine Arbeit für den französischen Film „Imuhar“: Eine Akustik-Reise durch Nordafrika, die sich Eidel als eine Art maghrebinisches Marlboro Country einrichtet, mit Berber-Blues und Minztee in der Sahara. Artifiziell, aber nicht künstlich klingt es, wenn Eidel traditionellen Tuareg-Gesang zur Slide-Gitarre koppelt – der Film dazu entsteht im Kopf.
Die Sängerin Sapho, in Marokko geboren und aufgewachsen, ist ein weiteres Beispiel für die Vorzüge französisch-arabischer Synthese. Die sephardische Musikerin – Ex-Schauspielerin, Ex-Model und Ex-Journalistin – ist äußerst wandlungsfähig: Begann Sapho ihre Karriere mit amerikanisch geprägtem Rock, der mit der Zeit eine immer stärkere arabische Färbung aufwies, so tat sie sich in den letzten Jahren als einfühlsam- ernsthafte Wiedergängerin der großen arabischen Chanteuse Um Kalthum hervor. Erstaunlich flott tönt nun „Digital Sheika“, das auf dem Schweizer Barraka-Label erscheint. Durchzogen von straightem Housebeat, jammt Sapho mit Musikern aus Casablanca und einer Truppe von Sheikhas aus Marrakesch oder schwelgt in melodramatischen Balladen zu Dubrhythmen. Bei aller technischen Frickelei besitzt das noch genügend Substanz, um nicht zu schalem Ethno- Abklatsch zu gerinnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen