Schavan gründet nationalen Pakt: Mehr Frauen für Technik und Mathe
Bildungsministerin Schavan will mehr Frauen in naturwissenschaftliche und technische Berufe bringen. Ein "nationaler Pakt" mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik soll helfen.
BERLIN taz "Wir wollen deutlich mehr junge Frauen für Berufe rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gewinnen - für die so genannten MINT-Berufe", sagte Bildungsministerin Annette Schavan am Dienstag in Berlin. Zu diesem Zweck startete sie einen "nationalen Pakt" für mehr Frauen in MINT-Berufen. Unter dem Motto "Komm, mach MINT!" will die Bundesregierung mit mehr als 40 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mehr Frauen für Technik begeistern.
Obwohl junge Frauen in Deutschland so gut wie noch nie ausgebildet sind, ist ihr Anteil an Ausbildungs- und Studiengängen im MINT-Bereich deutlich niedriger. In Elektrotechnik fangen nur 9 Prozent Frauen ein Studium an, in Informatik 17 Prozent. Janette Kothe ist eine davon. Vor fünf Semestern begann sie ihr Mechatronik-Studium an der TU in Dresden. "Unter den 200 Studienanfängern im Fach Mechatronik und 200 im Fach Elektrotechnik waren wir sieben Mädchen", sagte die Studentin am Dienstag. "Wir sind aber alle noch da."
Viele Mädchen und Frauen interessieren sich für Naturwissenschaften und Technik und sind somit ein wichtiges Potenzial für den Arbeitsmarkt. "Wir bringen uns um die Talente, wenn nur so wenige Frauen vertreten sind", sagte Schavan. Das sollte der Pakt verhindern.
Die Paktpartner haben sich dafür gemeinsame Ziele gesetzt: Der Anteil an Studienanfängerinnen in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern soll um 5 Prozent steigen. Bei Neueinstellungen im MINT-Bereich sollen Frauen mindestens entsprechend ihrem Anteil an den Absolventen berücksichtigt werden und ihr Anteil an Führungspositionen soll deutlich erhöht werden.
Damit es zum Aufstieg in die Führungsposition kommt, forderte Schavan mehr Vorbilder, die anspornen. Beides gehöre zusammen: Je mehr Aufstieg gelingt, umso mehr Vorbilder wird es geben. Alle Unterzeichnenden dieses Memorandums haben sich für drei Jahre verpflichtet, durch eigene Materialien oder mit konkreten Maßnahmen Frauen in MINT-Berufen zu unterstützen, zum Beispiel mit neuen Formen des Mentorings und Begegnungen zwischen erfahrenen Frauen und Schülerinnen. Ein weiteres Projekt will für ein realistisches Bild der MINT-Berufe in Film und Fernsehen sorgen. Der Bund gibt für den Pakt jährlich drei Millionen Euro. Die Regierung reagiert damit auf den dramatischen Fachkräftemangel. Bis zum Jahr 2013 fehlen laut Schavan 330.000 Akademiker in Deutschland - darunter 70.000 Naturwissenschaftler und 85.000 Ingenieure.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich