TERRORISMUS I: SCHULLEITER SOLLEN MIT DEM GEHEIMDIENST REDEN : Schauen, reden – weitergeben
Der mutmaßliche Kofferbomber Youssef Mohamad hat schon früher gezeigt, wes Geistes Kind er ist. Der junge Mann, der laut Sicherheitsbehörden eine scharfe Bombe in einem Personenzug zünden wollte, hatte sich in seinem Studienkolleg in einer spontanen Diskussion als extrem intoleranter Bursche erwiesen. Die Situation eskalierte verbal. Alle wunderten sich über seinen Fanatismus. Was aber offenbar unterblieben ist: dass sich Lehrer- und Schülerschaft weiter mit ihm auseinandersetzten.
Es wäre natürlich falsch gewesen, ihn deswegen von der Schule zu schmeißen. Aber es wäre notwendig gewesen herauszufinden, wie weit sein Hass eigentlich geht. Und es wäre richtig gewesen, dem Verfassungsschutz dann auch einen entsprechenden Hinweis zu geben.
Dies ist kein Plädoyer dafür, Gesinnungsschnüffler und Observationskameras in Schulen und Universitäten zu holen. Sie haben dort nichts verloren. Wenn Forschende und Lehrende ein offenes Gespräch darüber führen, was richtig und falsch ist, haben staatliche Repression und Big Brother nichts verloren. Es würde den offenen Prozess des Lernens stören, genauer: zerstören, wenn der Verfassungsschutz mit am Tisch säße.
Das große Problem liegt heute darin, dass wir das sinnvolle Gespräch über die Ursachen des Terrors in Schulen und Unis erst in Gang setzen müssen. Bislang passiert da viel zu wenig. Bildungseinrichtungen können mit dem Thema nicht umgehen. Seien es die chaotischen Situationen, die sich in Hauptschulen mit halbwüchsigen Zufallsislamisten zutragen. Oder auch Uniseminare, wo eine vereinsamende, islamische Intelligenz sich vom demokratischen Diskurs abnabelt.
Lehrende brauchen mehr interkulturelle Kompetenz. Sie müssen endlich lernen, wie man die heiklen Gespräche über Ehrenmorde, Selbstmordattentate und den Palästinakonflikt im Klassenzimmer so zum Thema macht, dass alle klüger werden: die uninteressierte Mehrheitsschülerschaft – und die engagierten bis radikalen Schüler, die Allah als unkritisierbare Instanz ansehen. Pädagogen brauchen aber auch etwas anderes: das Gespür dafür, wann ihre Profession am Ende ist – und andere Profis ranmüssen. CHRISTIAN FÜLLER