piwik no script img

Schattenkabinette der US-KandidatenSie sollen Minister werden

Wen würde Barack Obama in sein Kabinett holen? Und wen würde John McCain zum Außenminister machen? taz.de stellt die Kandidaten vor.

Susan Rice wird als Kandidatin für den Posten der Nationalen Sicherheitsberaterin gehandelt. Bild: ap

NEW ORLEANS taz Knapp zwei Jahre haben Barack Obama und John McCain um Stimmen gerungen, für ihr Programm geworben und sich duelliert. Zumindest auf den Sieger wartet keine Entspannung: Er wird zügig eine Regierungsmannschaft aufstellen müssen. Weder Obama noch McCain haben sich in den letzten Wochen in die Karten schauen lassen, wem sie welchen Posten anvertrauen würden, aber Namen für die wichtigsten Ämter kursieren längst.

Wer wird Außenminister?

Für den Posten des Außenministers in einem Obama-Kabinett werden immer wieder zwei Namen genannt: Bill Richardson und John Kerry. Richardson, Governeur von New Mexico, hatte unter Präsident Bill Clinton bereits einen Posten inne, der viel diplomatisches Geschick erforderte: Er war US-Botschafter bei den Vereinten Nationen. Programmatisch liegt er insbesondere was den Irak angeht, auf einer Linie mit Obama. Beide befürworten einen raschen, wenn auch wohlüberlegten Truppenrückzug. Hoffungen auf den Spitzenposten im Außenministerium kann sich jedoch auch der Präsidentschaftskandidat John Kerry machen. Kaum einem Senator wird mehr außenpolitische Kompetenz zugesprochen als Kerry, der acht Jahre im Geheimdienstausschuss saß und derzeit im Außenausschuss die Fäden zieht.

Als Topfavorit auf den Posten des Chefdiplomats unter einem Präsidenten John McCain gilt Joe Lieberman. Lieberman, ein parteiloser Senator, ist seit Jahren ein enger Vertrauter McCains und wichtiger Partner in außenpolitischen Fragen. Anders als in der Sozialpolitik, in der Lieberman liberale Positionen einnimmt, gilt er außenpolitisch als Hardliner. Den Irak-Krieg sieht er bis heute als alternativlos, als vehementer Unterstützer Israels griff er zuletzt Iran wegen dessen Gebaren im Atomstreit scharf an. In der Nahostpolitik würde er wohl eine kompromisslosere Haltung einnehmen, als der ehemalige Stellvertreter Colin Powells, Richard Armitage, dem auch Chancen auf dem Posten eingeräumt werden.

Wer wird Chef des Pentagon?

Irak, Afghanistan, Pakistan – es gibt viel zu reparieren für den neuen Präsidenten. Ähnlich wichtig wie der Außenminister ist in den USA daher der Posten des Verteidigungsministers. Immer wieder hat Obama betont, er sei offen dafür, einen Republikaner in sein Kabinett aufzunehmen – als Zeichen seiner Überparteilichkeit. Wohl nur das Amt des Verteidigungsministers käme dafür in Frage. Denkbar ist die Ernennung von Chuck Hagel oder Richard Lugar, zwei hoch angesehener Senatoren. Auf demokratischer Seite fällt immer wieder der Name Richard Danzig. Danzig ist ehemaliger Marine-Minister unter Präsident Clinton und einer der vielen Generäle, mit deren Unterstützung Obama seine sicherheitspolitische Kompetenz demonstrieren wollte.

Wird McCain Präsident, wäre denkbar, dass der derzeitige Pentagonchef, Robert Gates, gar nicht erst ausziehen müsste. Die jüngsten Erfolge im Irak werden neben General David Petraeus vor allem ihm zugeschrieben, geschickt hat er innerhalb weniger Monate für einen Ausgleich zwischen „Falken“ und „Tauben“ in der Bush-Administration gesorgt. Auch Joe Lieberman wird für den Posten gehandelt.

Wer wird Finanzminister?

In schwierigen Zeiten ist viel Erfahrung gefragt. Das gilt derzeit vor allem für den Bereich der Finanzen. Wie wäre es also mit einem, der schon einmal Finanzminister unter Präsident Clinton war? Die einflussreiche Website „Politico“ hält es jedenfalls für denkbar, dass ein Präsident Obama Robert Rubin diesen Job anvertrauen würde. Hoffnung machen kann sich auch der ehemalige Notenbankpräsident Paul Volcker, der aufgrund seiner Erfahrungen mit der Finanzkrise der achtziger Jahre zu einem der wichtigsten Berater Obamas während des Wahlkampfs wurde.

Unter McCain könnte das Amt an eine Frau gehen. Im Gespräch ist die frühere Chefin von Ebay, Meg Whitman. Als Brücke zur Wirtschaft integrierte McCain Whitman bereits in den engeren Zirkel seiner Kampagne und beauftragte sie mit dem Eintreiben von Spendengeldern – eine Aufgabe, in der sie sich zuvor ausgerechnet bei McCains innerparteilichen Kontrahenten Mitt Romney verdient gemacht hatte. Auch Romney gilt übrigens als möglicher Finanzminister in einer republikanischen Regierung.

Was wird aus Hillary Clinton?

Unklar ist, welche Frau unter Obama eine wichtige Rolle spielen könnte. Hillary Clinton jedenfalls dürfte nur geringe Chancen auf ein Regierungsamt haben. Ihr werden noch immer Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt, auch wenn sie 2016 bereits 68 Jahre alt wäre. Der ständige Druck, sich auf verschiedenen Politikfeldern profilieren zu müssen, würde eine disziplinierte Kabinettsarbeit wohl auf Dauer nicht zulassen. Ein Verbleib im Senat scheint wahrscheinlicher.

Einzig Susan Rice scheint gesetzt für ein Amt. Die außenpolitische Beraterin Obamas und einschlägige Afrika-Expertin hat sich als machtorientierte Koordinatorin über die Kampagne hinaus einen Namen gemacht. Sie ist im Gespräch für den Posten der Nationalen Sicherheitsberaterin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!