Schalke und die Champions League: In sieben Spielen kein Tor
Schalke trifft wieder nicht gegen den FC Barcelona. Um endlich internationale Wettbewerbsfähigkeit herzustellen, will der Klub viel Geld lockermachen für einen wirklich guten Stürmer.
MANCHESTER - AS ROM 1:0
Manchester United: van der Sar - Brown, Pique, Ferdinand, Silvestre - Hargreaves - Park, Carrick (74. OShea), Anderson (81. Neville), Giggs (74. Rooney) - Tévez
AS Rom: Doni - Panucci, Mexes, Juan, Cassetti (56. Tonetto) - De Rossi, Pizarro (69. Giuly) - Taddei (81. Esposito), Perotta, Mancini - Vucinic
Zusch.: 75.000; Tor: 1:0 Tévez (70.)
Hinspiel 2:0, ManU weiter
FC BARCELONA - SCHALKE 1:0
FC Barcelona: Valdés - Zambrotta, Puyol, Thuram, Abidal - Xavi, Touré (81. Márquez), Iniesta - Bojan Krkic (73. Giovani), Etoo, Henry (90.+1 Gudjohnsen)
FC Schalke 04: Neuer - Rafinha (77. Larsen), Bordon, Krstajic, Westermann - Jones, Fabian Ernst, Kobiaschwili (32. Carlos Grossmüller) - Halil Altintop - Gerald Asamoah (69. Sanchez), Kevin Kuranyi
Zuschauer: 85.000; Tor: 1:0 Touré (43.)
Hinspiel 1:0, Barcelona weiter
Beim FC Barcelona haben sie sich wirklich alle Mühe gegeben, ihre Gäste aus Deutschland möglichst unwürdig zu verabschieden. So ließ der vermeintliche Nobelklub die Spieler des FC Schalke 04 nach deren Viertelfinal-Aus in der Champions League durch eine improvisierte Interviewzone marschieren, wo abfahrende Rettungswagen den Fußballern die Abgase in die Gesichter schleuderten und ringsherum Trainingsutensilien des FC Barcelona abgestellt waren. Die eigenen Spieler ließen die Spanier währenddessen im feinen, sauberen Ambiente nach Hause flanieren - was Jermaine Jones zu dem finsteren Kommentar verleitete: "Ich wollte von keinem Barca-Spieler das Trikot haben - schließlich sind das nicht gerade die fairsten Leute."
Damit meinte der talentierte Rackerer aus dem Schalker Mittelfeld natürlich nicht die ausbaufähige Gastfreundschaft der Katalanen, sondern mehr deren Benimmformen auf dem Platz. Dort jedoch wurde das Team von Frank Rijkaard eine Zeit lang auch traktiert wie selten. "Die erste Halbzeit war das Beste, was wir in dieser Saison bislang abgeliefert haben", erklärte Mannschaftskapitän Marcelo Bordon nachher stolz. Allerdings hatte diese beste erste Halbzeit einen gewaltigen Haken: Sie endete mit einem, wie Manager Andreas Müller fand, "sehr dummen Tor" - für Barcelona.
Ein Tor, das die Hoffnungen der Gäste, das 0:1 aus dem Hinspiel tatsächlich noch wettzumachen, von einer Sekunde auf die nächste killte. Entsprechend niedergeschlagen sah Mirko Slomka aus, als er nach dem zweiten 0:1 im deutsch-spanischen Vergleich die 180 Viertelfinalminuten mit trüber Miene überschlug. "Wir haben gegen Barcelona 90 Minuten sehr stark, aber auch 90 Minuten schlecht gespielt", murrte Schalkes Chefcoach, der seiner Mannschaft nach Meinung der Klubbosse endlich ein wenig Spielkultur beibringen soll. Diesen Vorwurf musste sich die Slomka-Elf diesmal allerdings nicht anhören - zumindest nicht für die ersten 30 Minuten.
Das war der Augenblick, als der wohltuend ballsichere Lewan Kobiaschwili seinen Platz im linken Mittelfeld wegen einer Verletzung räumen musste. Für ihn kam der Uruguayer Carlos Grossmüller - und mit ihm nahte das Ende des ungewohnten Schalker Glanzes. "Unser Spielfluss war ab diesem Moment ein bisschen dahin", analysierte Heiko Westermann, fand aber zugleich: "Wir sollten das nicht als Entschuldigung anführen." Ein guter Hinweis. Schließlich waren sich die Schalker einig, die durchaus mögliche Halbfinalteilnahme vor allem mit ihren 45-minütigen Ehrfurchtbekundungen für Rijkaards Fußballpersonal im Hinspiel verschenkt zu haben.
"Wann willst du Barcelona denn schlagen, wenn nicht jetzt?", trauerte Jermaine Jones - nach dem Spiel von Barcas Mittelfeldkönner Xavi ("Good player, congratulations") persönlich gewürdigt - dem versäumten Coup nach. Der nicht zuletzt auch wegen der fatalen Schalker Abschlussschwäche ausblieb. "Wir haben in der gesamten Champions-League-Saison nicht so viele Tore geschossen. Da wird es natürlich schwierig, weiterzukommen", kommentierte Verteidiger Westermann die überaus bescheidene Bilanz mit sieben (von insgesamt zehn) Partien ohne eigenen Treffer nüchtern.
Und weil Slomkas Angreifern das Toreschießen so schwerfällt, durch den überraschenden Sprung unter die besten acht Teams in Europa zudem rund 35 Millionen Euro in die Vereinskasse gespült wurden, denken sie in Gelsenkirchen nun immer lauter über entsprechende Verbesserungsmaßnahmen nach. So jonglierte Andreas Müller zum Rückrundenstart gedanklich noch mit einer Investitionssumme von 15 Millionen Euro, jetzt dürfen es offensichtlich schon ein paar Euro mehr sein. "Der Preis für einen Stürmer, der aus wenigen Möglichkeiten ein Tor macht, liegt bei 20 Millionen Euro aufwärts", hat der Manager bei seinen bisherigen Recherchen festgestellt - und zieht flugs einen bissigen Vergleich mit dem großen Rivalen aus dem Süden: "Man muss ja nicht gleich wie Bayern München mit dem Kopf durch die Wand. Aber wir denken schon darüber nach, auch einmal etwas mehr Geld auszugeben."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!