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Schachmatt in Kabul

Foto: Achim Duwentäster/imago

Von Reinhard Umbach

Der Männermarktplatz von Kabul / ward über Nacht zum Sündenpfuhl. / Statt lahmarschig herumzulungern / und dösend antriebslos zu hungern, / sind diese Kerle plötzlich wach / und spielen ohne Skrupel Schach.

Das hat auch bei der Sittenwacht / sofort extrem Alarm gemacht / und nach nicht einmal sieben Stunden / war der Verbotsgrund schon gefunden: / Ein Spiel mit Denken bringt nur Glück, / das heißt, es ist ein Teufelsstück.

Und dann ruft auch noch dieses Schach / die niedrigsten Gefühle wach. / Die Damen in der Brettermitte / steh’n burkalos und bar von Sitte / als mächtigste Figuren rum / und hauen arme Bauern um.

Das duldet die Scharia nicht, / denn Schlagen ist ja Männerpflicht. / Auch Dame wird aus Furcht vor Zoten / vom Sittenrat gleich mit verboten. / Die Jugend denkt: Da hat wer’n Hau / und sattelt um, wohl auf Mau-Mau.

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