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Satiremagazin wirbt für HIV-Tests"Titanic" macht Ernst

Das Satiremagazin wirbt mit einem Kurzfilm auf seiner Website für regelmäßige Aids-Tests. Was ist da los?

Klamauk mit Botschaft: Swami Durchananda bei Blutabnahme Bild: Screenshot www.titanic-magazin.de

Swami Durchananda, der Protagonist der "Titanic TV"-Videoclips, die das Satiremagazin aus Frankfurt regelmäßig auf seiner Website platziert, persifliert normalerweise das Guru- und Predigergewerbe. Der rundliche Mann bezeichnet sich als Führer der "Church of Esoterrorism and the Laughter of truth" und wirbt manchmal mit dem Slogan "Gegen den Swami ist der Dalai nur ein Lahmer".

Kürzlich stellte das Blatt aber einen Kurzfilm auf die Website, der aus dem Rahmen fällt. Der Swami lässt sich beim HIV-Test filmen - und empfiehlt allen Zuschauern, sich "alle drei Monate" untersuchen zu lassen. Zwar ist der Clip auch komisch, weil der Swami in seinem bewährt seltsamen englischen Dialekt redet ("Dis is se trud") und empfiehlt, sich auch auch auf "Syphillis, Tripolis, Aristitilis" untersuchen zu lassen. Doch die ernste Botschaft hinter dem Klamauk ist unverkennbar.

Die Aufnahmen entstanden in einer renommierten HIV-Schwerpunktpraxis in Frankfurt. Am Ende des Clips kommt noch Peter Gute, einer der Betreiber der Praxis, ins Bild und gibt der ganzen Sache lächelnd seinen Segen. Der Mediziner begründet seine Mitwirkung mit der sinkenden medialen Resonanz für das Thema Aids: "Allenfalls noch der Welt-Aids-Tag oder der UN-Aids-Bericht sind mal Anlass für eine Erwähnung in den Nachrichtensendungen. Offensichtlich lässt sich mit dem Thema keine Aufmerksamkeit mehr erzielen, nachdem viele prominente Aids-Patienten verstorben sind. Aber das Problem ist überhaupt nicht erledigt, im Gegenteil, die Infektionszahlen steigen." Umso mehr freut sich Gute über die Verbreitung des Swami-Clips via YouTube.

Macht Titanic jetzt ernst? Sagen wir mal so: Das Blatt war keineswegs immer nur unernst. Von 1979 bis 2001 schrieb der ehemalige Suhrkamp-Lektor Walter Boehlich, der 2006 starb, eine politische Kolumne für das Monatsheft. Ungewöhnlich ist das Engagement für die - altmodisch ausgedrückt - gute Sache trotzdem. Oliver Nagel, verantwortlich für titanic-magazin.de, schwächt ab: "Es ist nicht Titanic-Art, sich so ein Anliegen zu eigen zu machen. Aber der Swami kann schalten und walten, wie er will, er hat Narrenfreiheit."

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2 Kommentare

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  • CS
    Christian Schelbert

    so so, es is nicht der titanic' art auf erst zu machen...Aha...sie sind nur: "keines wegs nicht immmer ganz unernst"..." aber liebe Satiere-taze...ist doch ein bizeli gemein...ich weiss es ist nicht einfach gegen so einen konkurent in der redaktionellen satiere-arbeit zu bestehen...haha...doch ich als schweizer muss sagen...ich bin ab solchen ernsten blätter, wie es die vorgängerin der queen mary XXXL is, foh, wenn ich mit unserem laubigen blätterwald vergleiche...grüessli christian...

  • JH
    Johannes Horst

    Die INternetseite des Satiremagazins ist nicht wie im text teilzitiert titanic.de sondern titanic-magazin.de

     

    Gruß

     

    Johannes

     

    D. Red.: Ist geändert.