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Sarah Wiener Die ZutatEin biblischer Kakaoersatz

Foto: Sarah Wiener Stiftung

Der Name der heutigen Zutat birgt Verwirrungspotenzial. Johannisbrot hat mit Brot nichts zu tun und genauso wenig mit Johanniskraut. Nein, es stammt vom Johannisbrotbaum, auch Karuben- oder Karobbaum genannt, oder, um in meiner Muttersprache, dem Österreichischen, zu bleiben: vom Bockshörndlbaum. Dieser Baum, der in Nordafrika, im Mittelmeerraum und Vorderasien vorkommt, ist äußerst hitze- und trockenresistent und kann auch schon mal zwanzig Meter hoch wachsen.

Er gehört zur Familie der Hülsenfrüchter, ist also mit den Bohnen verwandt, und so sehen seine Früchte auch aus. Lange braune Schoten sind es, in denen sich neben den Samen auch das Fruchtfleisch befindet. Sie sollen schon Johannes den Täufer in der Wüste ernährt haben, das ist auch eine der möglichen Erklärungen für ihren Namen.

Das Fruchtfleisch – Carob genannt – ist anfangs weich und süß. Es muss vor der Vollreife geerntet werden und härtet anschließend immer mehr aus. Dann hält es sich ewig und eins! In heißen Gebieten und in der Dürre hat es sicher zum Überleben beigetragen.

Das Carob kann zu Saft gepresst oder zu einer Art Sirup, dem Kaftanhonig, eingedickt werden. Ist es getrocknet, lässt sich daraus Carobpulver mahlen, das man aber auch gleich fertig kaufen kann. Es ist ein super Kakaoersatz, hat dabei keinen bitteren Abgang, sondern ein eher karamelliges Aroma und ist frei von Koffein und Theobromin. Dafür enthält es Vitamin A und B, Kalzium und Eisen und ist als Hülsenfrucht per Familiendefinition schon eiweißreich. Es soll außerdem gut für die Blutfettwerte sein und bei der Fettverbrennung helfen.

Einsetzen kann man es genau wie Kakaopulver, etwa für Schokokuchen, für Mousse und auch für Kekse. Ein einfaches, gutes Rezept sind meine Carobpralinen. Dazu nehme ich Trockenobst, zum Beispiel Feigen, Zwetschgen, Datteln, Rosinen, und schneide alles sehr fein. In die klebrige Masse streue ich geschälte gestiftelte Mandeln – wer mag, kippt auch noch einen Schluck Obstler drauf.

Dann füge ich etwas Carobpulver hinzu und forme kleine Kugeln, die ich anschließend nochmals im Pulver oder aber in Nussmehl wende. Die Pralinen halten sich im Kühlschrank sicher zehn Tage und können gerade in der nun nahenden Adventszeit gut verschenkt werden. Wer sie Kindern geben will, tauscht den Alkohol mit Kirschsaft.

Die KöchinSarah Wiener stellt hier jeden Monat eine besondere Zutat vor. Heute: Johannisbrot.

Ein Funfact zum Schluss: Da die Kerne des Johannisbrotbaums sehr regelmäßig sind, hat man sie früher als Wiegeeinheit für Diamanten benutzt. Der Begriff Karat geht also auf dieses gesunde Lebensmittel zurück. Guten Appetit!

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