piwik no script img

Sarah Wiener Die ZutatDer Freund in meinem Beet

Jeder Gartenbesitzer kennt sie. Und seufzt über sie. Weil sie oft als erstes Beikraut den Boden besiedelt, findet man sie zuhauf, bevor auch nur ein Grashälmchen das Licht der Welt erblickt hat. Gemeint ist der Burckhart, der Spanische Salat, die Melta, das Matterskraut oder wie die meisten Menschen sie nennen: die Gartenmelde.

Nachdem ich mich ans unermüdliche Zupfen gemacht hatte, erinnerte ich mich an den Spruch einer Freundin: „In deinem Garten wächst genau das, was du brauchst. Nutze es, anstatt über das Ungepflanzte zu fluchen.“ Tatsächlich wurde die Melde im Jahr 2000 zur Nutzpflanze des Jahres gekürt. Essen kann man von ihr fast alles: die Blätter, die Blüten und Knospen. Nur die Wurzeln sind etwas hart und sollten aussortiert werden.

Das Wunderbare an der zähen Melde ist der nussige, aromatische Geschmack. Je jünger die Blätter, desto feiner und milder fällt er aus.

Dabei ist die Melde ein Spitzen-Eisenlieferant und enthält viel Vitamin A und C. Sie soll gut bei Wechseljahresbeschwerden sein und blutreinigend wirken, ein besonderer Erfolg wird ihr außerdem bei Verstopfung und bei Blasenproblemen nachgesagt. Die Melde enthält Saponine und sekundäre Pflanzenstoffe, die sich für eine Frühjahrskur bestens eignen. Genau das, was ich gerade brauche!

Auch für Nieren- und Leberkranke kann die Melde eine gute Alternative darstellen. Allerdings wird von übermäßigem Verzehr abgeraten. Ich höre bei den Mengen auf meinen Körper. Er sagt mir, wann es genug ist.

Vorher jedoch nutze ich die Melde als Salat, in Teigfüllungen und als Gemüse zu Bratkartoffeln. Gern gebe ich sie zu angeschmortem Spargel, schmurgele die Melde die letzten zwei Minuten mit und würze mit Chili, Olivenöl und Knoblauch. Morgen wird ein Pesto aus Mandeln, Melde, Olivenöl, Salz, Knoblauch und Hartkäse hergestellt. Das streue ich über Risotto oder Pasta. Auf getoasteten Brotscheiben schmeckt es auch herrlich!

Die Köchin Sarah Wiener stellt hier jeden Monat eine ihrer Lieblings­zutaten vor. Heute: Die Gartenmelde

Wird die Melde größer und etwas bitterer, mische ich sie mit süßen Karotten, Sellerie und Brennnesseln. Für Fleischliebhaber empfehle ich ein bisschen Gehacktes mitzubraten. Und für Menschen, die es würzig mögen, ein bisschen Ajowan, Ingwer und einen Hauch frisch geriebenes Kurkuma unterzuheben.

Was aber den allermeisten Spaß an der Meldenverputzerei macht: Ich kann einfach aus der Tür treten, mich in der Natur bedienen und habe ein vollwertiges schmackhaftes Mahl. Kein Einkaufszettel, kein Kontostand hindert mich daran. Guten Appetit!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen