Sanssouci: Nachschlag
■ Götz Schubert mit Dario Fo im Maxim Gorki Theater
Was über die gegenseitige Entdeckung von Europäern und Amerikanern zu sagen war, wurde gesagt. Dario Fo hat trotzdem einen Monolog geschrieben – „Johan Padan a la Descoverta de le Americhe“. Ein Nebbich kommt zu Wort, als Schiffbrüchiger rettet er sich ans unsichere, weil von Indios bewohnte Festland, entgeht knapp dem Tod durch Verspeisen und wird am Ende als Sohn des Mondes verehrt. Wenn er nicht gestorben ist, liegt er noch heute in der Hängematte, umringt von Indianerinnen.
Er ist nicht gestorben. In „Johann vom Po erobert Amerika“, wie der deutsche Titel von Peter O. Chotjewitz lautet, erscheinen die Indios nicht weniger debil als in der zeitgenössischen europäischen Geschichtsschreibung. Über die Entdeckung Amerikas hat Dario Fo nichts zu sagen. Aber er sagt es witzig und hat ein Volkstheater für charismatische Schauspieler geliefert. Für Götz Schubert zum Beispiel: Auf der leeren Studiobühne schillert er in allen nur denkbaren komödiantischen Farben; in Segeltuchhose und grauem Baumwollhemd, um das schüttere Blondhaar das Indioband geschlungen, stakst er plattfüßig daher, springt, den einen Fuß nach Hermesart nach hinten geklappt, oder krabbelt auf allen vieren. Mal als vertraulicher Erzähler, mal wild illustrierend, füllt er die Szene mit Schweinen, Pferden, Indios, Spaniern, Pfauen, stopft einem Schamanen die Gedärme in den Bauch, bastelt Feuerwerkskörper, hängt fast am Galgen und plumpst aus der Hängematte. Ein leichtes Sächseln mag er nicht unterdrücken: Schubert ist ein notorischer Charmeur. Schon sein Spießer Ernst wurde in Horváths „Unbekannter aus der Seine“ zur heimlichen Hauptfigur, Fos Monolog klingt bei ihm so leicht wie nötig: eine verfrühte Silvesterpremiere. Petra Kohse
Maxim Gorki Theater (Studio): „Johan vom Po erobert Amerika“, mit Götz Schubert. Nächste Vorstellungen: 8., 14. und 23.1. 1993.
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