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SanssouciVorschlag

■ „Detroit“ Gary Wiggins im Blues-Café

Wer zwischen den Jahren die Berliner Clubs aufsucht, fühlt sich schnell in die Provinz versetzt. Jahr für Jahr reagieren die Veranstalter auf das Ausbleiben des Publikums mit Schließung. Eben jenes nämlich scheint sich ihres protestantischen Erbes vorzugsweise in privater Atmosphäre zu vergewissern, anstatt sich auf die intime wie schillernde Kommunikation mit den Ausharrenden noch einlassen zu wollen.

Der Kommunikationssoziologe und Musiker Ben Sidran zeichnete Anfang der siebziger Jahre das Bild der Black Culture in die orale Tradition der Actionality. Unmittelbar, improvisatorisch und intuitiv. Als Gegensatz erschien ihm dazu die weiße Kultur literat und protestantisch. Zwischenzeitlich mögen die Massenmedien viel vom dem verwischt, verzerrt oder auf vermeintliche Artikulationsformen einer extrem brutalisierten Straßenkultur reduziert haben. Vielleicht bleibt dareinst von den Unterschieden zwischen den Kulturen noch jener zwischen Weihnachtsgans und Truthahn, wenn sie im Vergleich selbst bestenfalls auch nur als lausige Kopie des ehemals indianischen Haustiers durchgehen kann. Derartige Differenzen ließen sich allemal ertragen.

Im einzigen BlackAmericanMusicClub Berlins stehen die Zeiger der musikalischen Sonnenuhr jedenfalls auch in dieser kalten Zwischenzeit auf Blues und Party. Ebensowenig wie das omnipräsente 'X‘ eine Erfindung von Spike Lee ist, kann Gary Wiggins, der saxman aus Detroit, das Urheberrecht für das beanspruchen, was er schlicht „X-Mas-Parties“ nennt. Denn diese haben schließlich eine lange Tradition in jener schwarzen Neighborhood, deren Sound er sich verpflichtet fühlt. Bislang einmalig ist damit allerdings sein Versuch, eine hiesige Alternative zur leicht fettigen Festtagsstimmung zu bieten. Man muß also nicht versauern, sich nicht tatenlos nach einem offenen Kamin sehnen. Vielleicht vermag einem ein Besuch im Blues-Café, die leicht strapazierten Herzmuskeln zu lockern. Gemäß seinem Motto, daß ein guter Entertainer allemal ein guter Musiker sei, will Gary Wiggins die andere Party betreuen. X-Mas? Im Sound der Neighborhood schwelgen und gewiß sein, daß dieser ganze Zwischen- den-Jahren-Bluff zu nichts anderem taugt, als to party. Christian Broecking

„X-Mas-Party“, 28.-30.12., 21 Uhr, Körnerstr. 11, Wilmersdorf

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