Sanssouci: Nachschlag
■ Angela Brown im Blues-Café
Sie könnte die Enkelin von John Lee Hooker sein, im März wird sie selbst schon Großmutter. „The job is done“, strahlt sie, ihre Familie sei versorgt. Ein Leben lang auf Tour, wuchsen ihre Kinder hinter der Bühne oder bei Grandma in Chicago auf. Dort war sie seit einem Jahr nicht mehr, ihr Timer weist in andere Richtungen: Kanada, Italien, Griechenland, England – wo es eben Arbeit gibt. Sie meint zu ahnen, was die Leute denken: Eine Frau in der Männerdomäne Blues, geht das gut? Nur einmal sei sie mit einem Musiker liiert gewesen – seitdem lasse sie die Finger davon. Sagt sie. Ihre erste Tour machte sie bereits mit elf Jahren. Sie habe von Anbeginn gelernt, wie man sich sechs Paar Hände vom Körper fernhalte. Sagt sie. Heute gebe es für sie da keine Probleme mehr; Musiker respektieren einander als Künstler und Persönlichkeiten, versichert sie. Das Blueslife sei halt ein ständiges Pokerspiel, selten wisse man, was der nächste Monat bringt und fordert. Zu einer einwöchigen Geburtstagsparty weilt Angela Brown dieser Tage im Blues-Café von Saxman Gary Wiggins, den sie liebevoll ihren großen Bruder nennt. Eine Partnerschaft in Bayern ist gerade in die Brüche gegangen, so sei eben das Leben. Im Blues gehe es um Liebe und Beziehungen, da gebe es nicht viel an der Message zu rätseln. Und so beginnt sie ihr Konzert mit dem Klassiker „Stormy Weather“, in dem es erst wieder zu regnen aufhört, wenn der Partner zurückkommt oder sich ein anderer gefunden hat. „Süße kleine Tiere“ zitiert Angela ihre ersten Erfolge beim Deutschlernen herbei, so seien sie, die Männer. Und ihr Rat als Zuschlag: „Women be wise, keep your mouth shot – don't advertise your man!“
Sie weiß, daß dieses Leben nicht immer so weitergehen kann, daß die Zeit kommt, wo sie sich ausruhen muß – „slow down a bit“. Nur, sagt sie, ist dies Land noch lang nicht in Sicht, und so geht die Reise weiter. Bis Freitag wird die Chicagoer Blueslady den Club noch zum Brodeln bringen – und die Houseband dieses einzigartigen African-American-Neighborhood-Spots vor Ort ist sowieso heiß: Lito Tabora, Darryl Taylor, Lenjes Robinson und Gary Wiggins jammen, was das Zeug hält. „Tell everybody, that Angela Brown is in town“, heißt es in ihrer Version von „Let The Good Times Roll“ – recht haben sie. Christian Broecking
Nur noch heute, im Blues-Café, Körnerstraße 11, 21 Uhr.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen