Sanssouci: Vorschlag
■ Comsat Angels im Knaack Club
Himmel, sind seit „Waiting for a miracle“ wirklich schon 13 blasse Winter ins Land gezogen (von Lenzen kann ja die Rede nicht sein bei den Comsat Angels, die 1980/81 mit ihrer Debüt-LP unverhofft als flotte Vorstadthelden arrivierten)? Es sind. Älterwerden läßt sich im Zeitalter der Raumfahrt eben auch nicht abschaffen – weder jahrgangs- noch stimmungsmäßig.
Schon Mitte der achtziger Jahre wußte Bassist Kevin Bacon das: „Who's having a good time? Not us.“ Die Bedeutungslosigkeit der menschlichen Existenz war nach eigenem Bekunden schon immer ein Lieblingsthema von Frontmann Stephen Fellows. Zwischenzeitlich versuchten es Fellows, Andy Peake, Bacon und Mick Glaisher zwar mit dem Ruhm als pflegeleichte Popstars, ernteten aber durch „Land“ (1983) und „7 Day Weekend“ (1985) eher lange Gesichter als überfüllte Stadien, und Fellows ergab sich im Interim gar dem Verfertigen von Liedern für den ehemals schönsten Dressman des New Wave, Robert Palmer.
Mittlerweile sind die Comsat Angels aber durch ihre eigene John Peel/BBC-Session-Release geadelt – überaus empfehlenswert! Mit dem neuen Material auf „My Minds Eye“ kehren die Briten aus Sheffield zumindest spirituell zu ihren Wurzeln zurück, und das kann ja nie so verkehrt sein.
„Zarte Keyboardschleier“ verheißt das Label-Info, und wahrlich, könnte man es treffender formulieren?! Die ausgesprochen graziell gewordenen Soundfraktale der Comsat Angels umkreisen einen Geisteszustand heimlich hoffender Melancholie wie Satelliten den Fixstern. Und klingt das nicht schon in der Beschreibung schön?! Das Ganze hat ein bißchen was Zartes, Zerbrechliches, wie von Hippie-Musik, und scheint trotz gitarrenpoppigem „Shiva Descending“ nicht recht in die ach so schnelle Zeit zu passen.
Fellows hat denn auch nichts Geringeres als das Weltall aufs Cover des jüngsten Werkes gemalt. „It's hard being a Comsat Angel Fan“, gestand der Mann seinen verwirrten Jüngern einmal zu. Dieselben haben nach tapfer durchstandener Erst-Liebes-dann- Haß-Phase nun Gelegenheit, die Jungs (auf der Bühne allerdings mit Terry Todd am Baß) definitiv nicht so übel zu finden. Anke Westphal
Am 20.2., ab 22 Uhr im Knaack.
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