Sanssouci: Nachschlag
■ „The New Shit“ von den „Bastarden“ im BKA
Kein Konzept ist ihr Konzept. Sie verzichten auf Regie, machen bloß Text-Proben und tauchen demonstrativ eine Viertelstunde vor Showbeginn in der Spielstätte auf. Hänger werden nicht über-, sondern ausgespielt. „Hier macht jeder, was keiner kann“ ist das Motto nicht nur ihres neuesten Programms. „Die Bastarde“, eine Gruppe von acht Schauspielern und Musikern von Staatstheatern, aus dem „Grips“-Umfeld oder vom Ku'damm-Boulevard, machen seit vier Jahren Comedy nebenbei. Dann, wenn alles getan ist, Late-night, um null Uhr. Dabei pendeln sie zwischen Oberstufentheater, Kellner-Unterhaltung aus dem „Robinson Club“ und britischer TV-Persiflage. Ilona Christen begeht auf offener Bühne Selbstmord. Die „Helden in Strumpfhosen“ warnen à cappella davor, „güldene Kühe zu bumsen“, ein Helge-Schneider-Doppelgänger trägt die eingedeutschte Version von Eric Claptons „Tears in Heaven“ vor. In Belet Huen wird das „Köpi“ kästenweise versoffen, um es danach „in aller Rühe wieder rauszukinkeln“.
Benutzeroberfläche ist diese unsere Medienlandschaft, Zappen tun wir alle: deshalb funktioniert die Kalauermischung mit dem Hobbykeller-Charme so gut. Und wohl auch deshalb, weil hierzulande noch immer nur ganz wenige so halbwegs intelligenten Blödsinn machen können, wie ihn das US-Fernsehen mit „Saturday Night Live“ oder „Kids in the Hall“ schon lange hat.
„Die Bastarde“ sind zuallererst albern – etwas genauer und gemeiner dürften sie schon werden. „Monty Python“ ist weit. Im Lokalen, dort, wo die Truppe um Heinz Werner Kraehkamp sich auskennt, sind die Lacher garantiert: „Unsere Moderatoren wurden heute eingekleidet von ,Rudis Resterampe‘.“ Den SFB benennen „Die Bastarde“ in ASFB um: „Angstschweiß-Feuchtbiotop“. Niedlich, aber eben nur ein Kantinenwitz. Hans-Hermann Kotte
Samstags um 0.00 Uhr, BKA, Mehringdamm 32–34, Kreuzberg.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen