Sanssouci: Vorschlag
■ „Mmm mmm mmm mmm“: Crash Test Dummies im Huxley's
Ach, wenn wir dieses Lied nicht hätten, wäre der Sommer nur halb so schön! Jeden Morgen beim Aufstehen erklingt es sanft und beruhigend aus dem Äther, dieses „Mmm Mmm Mmm Mmm“. Was ließe sich leichter singen und summen? Es begleitet uns nolens volens durch den Tag – das nennt man dann einen Ohrwurm – und vertreibt für ein paar lichte Momente die gemeinen Lasten des Lebens, die bösen Dämonen der Zukunft und sogar das Ozonloch.
Verantwortlich für solch einfältig sommerliche Leichtigkeit ist die kanadische Band Crash Test Dummies, die schon seit sieben Jahren um den Pop-Planeten kreist, jetzt aber mit ihrem zweiten Album „God Shuffled His Feet“ und vor allem mit „Mmm mmm mmm mmm“ sicher dort andockte. Alle Songs der Band sind melodiös wie dieser, gedämpft, aber auch ein bißchen langweilig geraten: Folkiger Rock-Pop, der so einlullend ist, daß selbst der bösartigste Mensch nur an Friede, Freude, Eierkuchen denken kann. [Na, oder weiterdenken: Diese Scheibe koof ick nich! d. säzzer] Oder wie die „Tagesthemen“ trendsicher feststellten: „Nach Rap und Techno-Musik wie aus der guten alten Zeit.“
Wie gut diese Zeit auch immer gewesen sein mag – gemeint ist damit unter anderem der reichhaltige Einsatz so schöner Instrumente wie Akkordeon, Mandoline oder Orgel; Instrumente, die wie Balsam auf die Wunden frustrierter Dreißigjähriger wirken, denen Ecken, Kanten, Grunge oder gar die Four Non Blondes nur ein Buch mit sieben Siegeln sind. Den heimeligen Rest besorgt die tief-volle Predigerstimme des Bandleaders Brad Roberts, der als hauptberuflicher Literaturprofessor seine skurrilen Geschichtchen über Gott und die Welt lieber in dreiminütige Songs als in die Hirne seiner Studenten einfließen läßt.
Daß sich die Crash Test Dummies aber auch als One-Hit- Wonder aus der großen Zauberkiste der Popmusik entpuppen könnten, das ahnten sogar die Tagesthemen, als sie die Musik der Dummies für „schön und vor allem zeitlos“ hielten – „weswegen man sie aber auch bald wieder vergessen habe“. Wie wahr, und doch kein Grund, sich heute nicht einen vergnüglichen und unbeschwerten Abend zu machen. Gerrit Bartels
Am 18.7. um 21 Uhr in Huxley's Neuer Welt, Hasenheide 110, Kreuzberg.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen