piwik no script img

SanssouciNachschlag

■ John Epstein las aus seinem Langgedicht "Vega" in der LiteraturWERKstatt Pankow

Von der New Yorker Dichterschule „The New York School of Poets“ sind hierzulande gerade zwei Vertreter bekannt: der bereits in den sechziger Jahren verstorbene Frank O'Hara und John Ashbery. Postmoderne Kühle, Eleganz und Logik eines Gedichts waren offensichtlich kein Exportschlager. An Eliteuniversitäten wie der New Yorker Columbia sorgten jedoch die zu Professoren arrivierten Poeten dafür, daß die nachfolgende Generation sich damit auseinandersetzte. Diese jedoch ging auf Distanz. So auch John Epstein, und das im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. 1981 beendete er an der Columbia seine Magisterarbeit über Baudelaire und setzte sich nach Europa ab, aber nicht nach Paris, wie man hätte vermuten können, sondern nach Berlin. Die Gründe hierfür waren rein persönlicher Natur, denn mit deutscher Dichtung verband ihn eigentlich überhaupt nichts.

Sieben Jahre arbeitete er an dem Hundert-Seiten-Gedicht „Vega“, aus dem er am Dienstag in der LiteraturWERKstatt am Pankower Majakowskiring ein paar kürzere Passagen vorlas. Sein Übersetzer Andreas Koziol, selbst Lyriker, der schon so extravagante Dichter wie Gerard Manley Hopkins ins Deutsche übertragen hat, zeigte sich seiner Aufgabe gewachsen. Zwei Jahre saß er an der Übersetzung. Uwe Kolbe, von dem bereits mehrere Bände bei Suhrkamp erschienen sind, moderierte, das heißt, er versuchte diesem Wal von Gedicht irgendwie beizukommen. Das Publikum, offensichtlich überfordert, verharrte in Stillschweigen. Die besten Erklärungen lieferte der Verfasser selbst: Wenn einer versucht, über die Sprache postmoderne Paradiese zu erschaffen, dann sind nicht diese sein eigentliches Anliegen, sondern die Sprache. Was einleuchtet bei einem Dichter. Uta Goridis

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen