Sanssouci: Nachschlag
■ Foto-Werkschau von Klaus Schumacher im Cafe Voltaire
Seit 30 Jahren experimentiert Klaus Schumacher bereits mit der Fotografie. Schon als Zehnjähriger hat er angefangen, auf den Auslöser zu drücken, doch zur eigentlichen Profession hat er seine Leidenschaft nie gemacht. „Aus meinen Träumen“ betitelt er seine kleine Werkschau, die zur Zeit im Café Voltaire am Stuttgarter Platz zu sehen ist. Träume sind bunt und vielschichtig, nebulös und undurchsichtig – und oft unerklärlich. Gleiches git für Schuhmachers Abbilder traumatischer Wahrnehmung. Mit Farbe oder durch extreme Blendengrößen und Belichtungszeiten manipulierte Schwarzweifotografien sowie durch Filter geschossene, diffus blau und rot leuchtende Farbfotos sollen den Eindruck von verschwommenen Gedankenbildern wecken und dennoch eine „ungewöhnliche Wirklichkeit“ festhalten: „Wäre das Auge des Betrachters zum Zeitpunkt der Aufnahme an der Stelle der Kamera gewesen, hätte er weitestgehend das gleiche wahrgenommen wie das, was es auf den ausgestellten Bildern sieht.“ Dies gilt nicht für die Arbeiten, die beim Entwicklungsprozeß überarbeitet worden sind, jedoch trifft es auf die neuesten Fotografien zu, die auf der Insel Gomera entstanden sind.
Wiedergaben des Geschehenen, scheinen sie gleichzeitig so unwirklich wie die nicht endenden Türfluchten einer Ruine oder der schwarze, schattenartige Frauenakt vor einer Grotte im Meer. Weder Abbilder der Wirklichkeit noch schöner Schein sind Schumachers Werke. Sie sind der Versuch, einer Wahrnehmung habhaft zu werden, indem man die Erinnerung an sie rekonstruiert. Die ausgestellten Bilder sind so unterschiedlich, daß man nicht nur einen Fotokünstler dahinter vermuten würde. Im Grunde handelt es sich um einen
Querschnitt der stilistischenFoto: Klaus Schumacher
Mittel der letzten 20 Jahre: in-
szenierte Aktfotografie, expressionistische Farbabstraktionen, Alltagsszenen, die durch farbliche Verfremdung ins Alptraumhafte entrückt werden. „eines Nachts im Flur“ beispielsweise wirkt wie ein Standbild aus David Lynchs Fernsehserie „Twin Peaks“. Klaus Schumacher ist eigentlich ein Zeitgeist-Fotograf. Petra Welzel
Bis 30.10. (Finissage 20 Uhr) im Café Voltaire, Stuttgarter Platz 14, Charlottenburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen