Sanssouci: Vorschlag
■ Mexikanische „Dias de muertos“ im Haus der Kulturen der Welt
Foto: Haus der Kulturen der Welt
In mexikanischen Dörfern gehen am 1. November ungewöhnliche Dinge vor sich: die Geister der Urahnen steigen am „dia de los muertos“ aus ihren Gräbern. Es ist kein Anlaß zum Fürchten, nein, die Bauern erwarten die Seelen voller Freude. Die Vorbereitungen beginnen schon Tage vorher und auch in den ärmlichsten Familien wird der Tisch üppig gedeckt. Altarähnlich häufen sich vor Kerzen und den Bildern der Ahnen Blumen, Früchte, Fleisch und Backwaren. Von dieser „ofrenda“ (Opfergabe) sollen die Toten naschen. Auch persönliche Erinnerungsstücke werden auf dem Tisch drapiert, gelbe Blumen weisen der Seele den Weg. Abends besuchen sich die Dorfbewohner, und in der Nacht auf den zweiten November tanzen tote und lebende Seelen zusammen durch das Dorf. Die Tradition dieses Totenfestes kommt von den Azteken, die Leben und Tod als Einheit betrachteten. Heute sind die von den Spaniern zwangskatholisierten Mexikaner zu 90 Prozent gläubige Christen, doch sie haben sich indigene Riten bewahrt: Mexikanische Pfarrer lesen die Allerseelenmesse auf dem Friedhof zwischen Luftballons und Blasmusik.
Seit 1987 veranstaltet Mario Vázquéz einen „Dia de muertos“ in größerem Rahmen auch hier in Berlin. Die deutsche Verdrängungshaltung wird damit konfrontiert, wie man in Mexiko Totentage begeht: fröhlich und ausgelassen. Heute ab 20 Uhr geht es im Haus der Kulturen der Welt los. Mario Vázquéz stellt seine Installation „La Ofrenda — Der Gabentisch“ aus. Eine Hamburger Tanzgruppe tanzt die indianischen „codigos“, die Bildsprache, mit der die Ureinwohner Mexikos ihre Geschichte dargestellt haben. Inaki Tarres führt eine Ton-Dia-Show „Las Voces de la Muerte“ vor. Das Bild des Wandmalers Diego Rivera, den „Spaziergang in der Alameda“, stellen Vázquéz, Edmunso Torres, Texia Farana und Shanti Oyarzabal in einer szenischen Bildfolge dar. Originale mexikanische Rancheras und Volkslieder werden gesungen und die Mariachi-Gruppe „El Dorado“ spielt am Abend zum Tanzen auf. Die gleichen Vorstellungen finden außer Montag bis 2. November statt. Morgen gibt es außerdem um 18 Uhr einen Vortrag über die „Bedeutung des Todes in den indianischen Kulturen Mexikos“, und am Sonntag ist ab 15 Uhr ein Kinderfest mit Workshop, Theater und Musik. Elke Eckert
Heute bis 2.11., Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Programm erfragen unter 39787-0.
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