Sanssouci: Vorschlag
■ All that Jazz im Peter Edel, der HdK oder im Quasimodo
Ein ganz normaler Mittwoch in Berlin. Im Weißenseer Kulturhaus „Peter Edel“ kann man ab 20 Uhr u.a. Charles Gayle, Ernst- Ludwig Petrowsky, Ulrich Gumpert und Lol Coxhill und und und beim „edel-jazz-festival“ aufsuchen, das noch bis Samstag zur Gala der frei improvisierenden MusikantInnen lädt. Der New Yorker Vorzeige-Free-Jazzer Gayle beansprucht immerhin, bereits in den fünfziger Jahren Black Revolutionary Music gespielt zu haben – noch bevor sie erfunden war also.
„Great Black Music“ ist das November-Motto, deshalb bläst Gayle heute mal wieder in Weißensee, und deshalb müßte man eigentlich auch bei George Benson und Buddy Guy vorbeischauen. Die beiden Grammy-Abräumer spielen heute während einer „JVC-Super-Session-World-Tour“ im Konzertsaal der HdK ihren schmalzgedopten Gitarren-Blues. Und singen. Ob auch zusammen – oder nur nacheinander – das war vorab allerdings nicht zu erfahren. Sie führen jedenfalls vor, daß das Altern im Musicbusiness nicht immer aus lausigen Jobs bestehen muß. Vielleicht schauen die beiden ja später noch auf einen Session- Drink im Quasimodo vorbei. Dort würde sie Mr. Zawinul erwarten, und der ist auch nicht ohne, zumindest, solange er nicht selber singt. Cannonball Adderley, Miles Davis und Weather Report sind die Stationen der ungewöhnlichen Jazzkarriere des gebürtigen Österreichers Josef Erich Zawinul. Als weißer Europäer im schwarzamerikanischen Jazz Standards zu setzen, zählt zu den Ausnahmeerscheinungen der Szene. „Klischeefreie Soundvorstellungen“ bescheinigte Miles Davis dem Rhythmiker Zawinul, der heuer über bleibende Werte und ausbleibende Tantiemen räsoniert und von sich sagt: „Ich komme von der Volksmusik.“ Folksy und trendy groovt der einstige Keyboardrevolutionär mit seiner Ethnomixband Syndicate mit Handtrommel, Schlagzeug, Sitar und Baß, während er auf seinem eigens designten PePe kabellos und sechstönig die Midi-Technik anblasen wird. Wie gesagt – wenn er nicht auch noch singen müßte – der Tip dieses stinknormalen Mittwochs. Christian Broecking
Charles Gayle Foto: Detlev Schilke
Heute, 20 Uhr: Kulturhaus „Peter Edel“, Berliner Allee 125; 20 Uhr: Hochschule der Künste, Hardenbergstraße 33; 22 Uhr: Quasimodo, Kantstraße 12a.
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