Sanssouci: Vorschlag
■ JazzFest Berlin: WordJazz im Haus der Kulturen der Welt
Heute ist Amiri Barakas Tag beim Berliner JazzFest. Der 60jährige afroamerikanische Poet und Kritiker wird heute ab 23 Uhr im Auditorium des HdKdW mit Blue Ark sein Black History Music-Project präsentieren. Baraka ist in seiner Eigenschaft als JazzFest-Berater für den WordJazz-Schwerpunkt beim diesjährigen JazzFest verantwortlich. Dadurch bekam das zunächst etwas verwirrende JazzFest-Thema „Great Black Music“ eine deutlich politische Prägung. Daß mit WordJazz allerdings alles andere als ein neuer Trend bezeichnet ist, wird bereits ab 18 Uhr zu hören sein, wenn Jayne Cortez den heutigen JazzFest-Tag eröffnet. Ab 20.30 Uhr tritt im Theatersaal Sharifa Khaliq auf – der WordJazz-Star der aktuellen Berliner Clubszene.
Sharifa heißt in der Black-Muslim-Sprache die Bemerkenswerte, die Auserwählte, Khaliq – the Creator. Tradition verpflichtet. In ihrem Fall, die des Black Nationalism und seiner großen Poeten – Langston Hughes und Baraka. In den Sechzigern wandten sich viele schwarze Künstler den militanten schwarzen Bürgerrechtlern zu. Black Music wurde kurzerhand zum revolutionären Kommunikationsmedium erklärt. Black Identity hieß die schillernde Lösung. Baraka legte seinen Sklavennamen LeRoi Jones ab und avancierte zum poetischen Wortführer jenes „class struggle in music“. Bessie Smith, Charlie Parker und John Coltrane wurden als Protagonisten eines selbstbewußten schwarzen Jazz adaptiert. Black Aesthetic war angesagt und mit aggressiven Rhythmen, blue notes und dirty words wurde die kulturrevolutionäre Grenzlinie gezogen: „Setting fire under the white man's ass.“ Was die eigentümliche Symbiose von Jazz und Poetry vom heutigen Rappen zum Soundsystem unterscheidet, ist in einem Wort zu fassen – Interplay. Wie Sharifa es mit ihrer Band Wordsong vorführt. Wordsong wird geleitet von dem Saxophonisten Fuasi Abdul Khaliq, „disziplinierter Diener des Herrn“, der Mitglied der Union of God's Musicians and Artists Ascension in L.A. ist. Bei Wordsong geht es um das, was die Khaliqs einen originär schwarzen Sound nennen. Inner-Attainment statt Entertainment – das ist das heutige JazzFest-Motto der Künstler mit den erhobenen Zeigefingern. Ihr Blues des Daseins erzählt vom Leben. Wie es sein könnte. Christian Broecking
Heute, ab 18 Uhr, im Haus der Kulturen der Welt, John-Foster- Dulles-Allee 10, Tiergarten.
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