piwik no script img

SanssouciVorschlag

■ Christine Hill und Bindemittel treten bei Eigen + Art auf

Es gibt viele Möglichkeiten, der amerikanischen Künstlerin Christine Hill zu begegnen: In der U-Bahn zum Beispiel, wo sie zusammen mit Larry Lavamat an der Gitarre rockige Versionen von Tom-Waits-Klassikern zum besten gibt. Oder in den Räumen von Gerd Harry Lybkes Eigen + Art Galerie, wo sie im Herbst eine ziemlich eigenartige Veranstaltungsreihe präsentierte. Einmal monatlich traf sich unter ihrer fachkundigen Anleitung ein bunt zusammengewürfeltes Publikum, um über Schwarzfahren, Altkleiderklauen und Handstand zu diskutieren. Die 1968 in Binghamton, New York, geborene Wahlberlinerin hat allerdings nicht nur einen Abschluß der Kunsthochschule Baltimore vorzuweisen, sie ist gleichzeitig Frontfrau von Bindemittel, die bei ihrem Metrobeat-Auftritt die Kantine der Kulturbrauerei in einen Hexenkessel verwandelten. Im Gegensatz zu anderen KünstlerInnen, die sich nebenbei musikalisch betätigen, läßt sich bei Christine Hill nicht sagen, wo der Hauptakzent ihrer Arbeit liegt: Sowohl auf der Bühne als auch in der Galerie gibt sie einhundert Prozent. Bindemittel kombinieren sparsam instrumentierte Gesangspassagen mit harten Metalriffs, bleiben dabei tanzbar und klingen, als hätten sich Ice-T und Kim Gordon von Sonic Youth bei Butch zum Discoabend verabredet. Bescheidenheit ist für Bindemittel eine eher überflüssige Tugend, in „Rulin“ stellen sie klar: „We know what's hit, and we know what's not!“ Bei ihrem Metrobeat-Gig spielten sie die ersten Takte von Nirvanas „Come as you are“, um sich dann beim Publikum zu entschuldigen – das sei ein Song ihrer alten Band. Sogar Seife wird auf Konzerten angepriesen: „Bindemittel – soap, the only hope!“ Von solchen selbstironischen Übertreibungen abgesehen, rappen Christine Hill und der Keyborader mit dem hübschen Namen „Zom B“ gegen die „unification of a fucked up nation“ an, protestieren mit „Cooler than you are“ gegen fiese briefkastenanzündende Nachbarn und bringen damit regelmäßig das Publikum zum wüsten Pogotanzen. Bindemittel, die seit einem Jahr existieren, haben bis jetzt eine limitierte kolorierte 7-Inch vorgelegt, die Aufnahmen für das erste Album, das im Sommer erscheinen soll, sind abgeschlossen. Gunnar Lützow

Christine Hills Ausstellung „One Person Show“ bei Eigen + Art und in den Kunst-Werken Berlin (Beide Auguststraße) wird am 1.4. eröffnet, Bindemittel spielen am selben Abend um 19 Uhr (unplugged!) in der Eigen + Art Galerie.

A Band called Bindemittel Foto: Veranstalter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen