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■ Jazz und Mugam: Aziza Mustafa Zadeh im Tempodrom

Normalerweise haben Katzen Angst vor Feuer, sagt man. Wenn man jedoch Aziza Mustafa Zadeh zuhört, erfährt man so ganz nebenbei, daß eben das mit den Katzen in Aserbaidschan ganz anders sein muß. Denn dort sollen sie beim Gasfeuer liegen, das die Leute anzünden, wenn sie sich zum Reden, Essen, Musizieren und Tanzen versammeln. Der Ort, an dem das geschieht, wird Ataschkem genannt, und Mustafa Zadeh erzählt von magischen Kräften, von Feuermonumenten, die kein Sturm, kein Schnee und Regen zu löschen vermag. Und was die Katzen betrifft, so würde es sogar so aussehen, als beteten sie.

Die Pianistin und Sängerin Mustafa Zadeh wurde in Baku geboren, „eine Stadt des Jazz, vergleichbar mit New York, kleiner zwar, aber für unser Land von einer ähnlichen Bedeutung“, ein kultureller Schmelztiegel mit aserbaidschanischen, armenischen, türkischen und persischen Einflüssen und Menschen, die „Jazz lieben, weil es wie Mugam klingt“. Sie spricht über Baku, als wäre es ein heiliger Ort, zu dem sie immer wieder zurückkehrt, weil dort der Ursprung des Mugam liegt: „Ursprünglich ist Mugam Folklore und wird gesungen von Männern mit sehr hohen Stimmen. Mugam ist eine Form des musikalischen Dialogs und bedient sich wie die indischen Ragas vorgegebener Muster. Music for Lovers, sehr emotional und poetisch, ein Lebensgefühl. Durch die Gemeinsamkeit der Improvisation ist die Verbindung des Mugam mit Jazz ganz natürlich, und der Jazz wird durch diese Verbindung bereichert.“ Azizas Vater, Vagif Mustafa Zadeh, der als erster Mugam und Jazz kompositorisch verband, wurde früher oft zu großen europäischen und amerikanischen Jazzfestivals eingeladen, aber ausreisen durfte er nie. Aziza fühlt sich seinem Lebenswerk verpflichtet. Ihre dritte CD „Dance of Fire“, die sie heute abend vorstellen wird, ist eine einfühlsame Hommage an den Vater, an Baku, an betende Katzen und das „Bana Bana Gel“, was übersetzt etwa „Bad Girl“ heißen könnte, aber eben nicht muß. Denn Mugam hat viele Formen und Muster, und die Bedeutungen können wechseln. Christian Broecking

Heute, 20 Uhr, Tempodrom, Tiergarten

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